Berlin – Die Woche begann für Röttgen „super“. Auf Twitter verkündete der 55-Jährige das Abstimmungsergebnis der Jungen Union Köln. Demnach votierte der Parteinachwuchs am Rhein mit klarer Mehrheit für Röttgen: 145 Stimmen, 50 für Merz, nur 30 für Laschet. Nun ist die JU Köln nicht der Nabel der Welt, doch für Röttgens Selbstbewusstsein reicht es allemal. „Ich sehe mich nicht als Außenseiter“, twitterte er.
Der gebürtige Meckenheimer geht davon aus, dass er im zweiten Wahlgang noch dabei sein wird. In den meisten Umfragen, so Röttgen, liege er vor Laschet. Dass er den Parteifreund aus Aachen schlagen kann, hat er bereits bewiesen. 2010 führte die NRW-CDU eine Mitgliederbefragung durch, ob Röttgen oder Laschet neuer Landeschef werden sollte. Röttgen siegte mit fast 55 Prozent.
Doch der damalige Bundesumweltminister erlebte bald einen Absturz. Weil er sich als Spitzenkandidat im Landtagswahlkampf 2012 nicht auf eine persönliche Zukunft in Düsseldorf festlegen wollte und zudem schwache Momente als Wahlkämpfer ablieferte, stand am Ende für die CDU das historisch schlechteste Ergebnis in NRW – und für Röttgen der Rausschmiss aus Merkels Kabinett in Berlin. Dabei galt der Rheinländer in den Medien als Musterknabe Merkels, als „Muttis Klügster“.
Der 55-Jährige versucht, den Makel der Niederlage als etwas Positives zu verkaufen: Wer nach ganz oben will, muss erst ganz unten gewesen sein. Doch nicht alle in der NRW-CDU sehen das so. Dennoch ist Röttgen mehr als nur ein Außenseiter oder Zählkandidat. Der 55-Jährige war seit der Ankündigung seiner Kandidatur im Februar (noch vor Laschet und Merz) fleißig und hat viele Parteimitglieder angesprochen und Kreisverbände besucht. Als Experte für Außenpolitik konnte sich der Bundestagsabgeordnete nicht zuletzt dank der US-Wahl profilieren. TEXTE: ALEXANDER SCHÄFER