Plan B oder Eigentor? Merz schlägt sich als Wirtschaftsminister vor

von Redaktion

Der unterlegene Kandidat ist weiter auf Jobsuche – „Eine Runde Mitleid“: Zwei bayerische CSU-Ministerinnen attackieren den CDU-Mann

München – Als der Sieger gekürt war, durften auch die beiden Verlierer des Parteitags noch einmal kurz ans Rednerpult. Die Kurzfassung: Ein sehr zufriedener Norbert Röttgen verkündete, er werde sich nun einreihen und gemeinsam mit Armin Laschet für den Erfolg der CSU kämpfen. Und ein sehr gefasster Friedrich Merz wünschte Laschet „viel Erfolg bei dem, was du jetzt vorhast“.

Es sah aus wie ein Abschied für immer. Doch später kam heraus, was sich unmittelbar danach hinter den Kulissen der Berliner Messe abgespielte. Er habe Laschet „angeboten, in die jetzige Bundesregierung einzutreten und das Wirtschaftsministerium zu übernehmen“, erklärte Merz später. Der Ex-Fraktionschef schien sich für den Fall seiner Niederlage einen Plan B zurecht gelegt zu haben. Und er wusste, dass er Laschet, der die CDU ja versöhnen will, mit diesem „Angebot“ mächtig unter Druck setzte.

Nur: Minister nominieren in Koalitionsregierungen zwar die Parteien – aber es ist die Kanzlerin, die sie dem Bundespräsidenten zur Ernennung vorschlägt. Und Angela Merkel gehörte noch nie zu den Fans von Friedrich Merz. „Die Bundeskanzlerin plant keine Regierungsumbildung“, erklärte ein Regierungssprecher kühl.

War das ein kluger Schachzug oder hat Merz in seiner Enttäuschung über die Niederlage wie schon 2018 damit ein Eigentor geschossen? In Berlin fragt sich so mancher, ob der Sauerländer einen Keil zwischen Laschet und Merkel treiben wollte. Dass die Kanzlerin auf sein Angebot kaum eingehen würde, dürfte ihm klar gewesen sein – das Verhältnis gilt als zerrüttet. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gehört zu ihren Vertrauten. Der Abgeordnete Marco Wanderwitz verkündete: „Peter Altmaier macht einen super Job als Bundeswirtschaftsminister. Kein Bedarf für Bewerber.“ Der Mann ist Staatssekretär im von Merz beanspruchten Ministerium.

Röttgen ließ sich nach seiner Niederlage ins mächtige Parteipräsidium wählen. Für das CDU-Präsidium habe er nicht kandidieren wollen, da bei einer Bewerbung „noch weniger Frauen gewählt“ worden wären, schrieb Merz. „Ich habe mich deshalb entschlossen, zugunsten der Frauen auf eine Kandidatur zu verzichten.“

Gleich zwei bayerische Landesministerinnen kommentierten den Plan voller Häme. Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) schrieb auf Twitter: „Eine Runde Mitleid! Es war doch sooo großzügig von ihm, dass er den unbezahlten Posten im Parteivorstand mit wenig Öffentlichkeitswirkung dann doch einer Frau überlassen wollte.“ Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) ergänzte: „Aber den bezahlten als Bundesminister würde er schon nehmen.“ mik/dpa

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