Dr. Wolfgang Guggemos ist leitender Oberarzt der Infektiologie in der München Klinik Schwabing:
„Wenn der Nachschub bei den Impfdosen besser in Fahrt kommt und bald Mittel von mehreren Herstellern verfügbar sind, dann werden wir im Sommer hoffentlich wieder ein wenig mehr Normalität erleben. Aber ein Zustand der Unbekümmertheit wie vor der Pandemie ist noch in weiter Ferne. Das liegt auch daran, dass wir nach wie vor kein massentaugliches Medikament zur Verfügung haben, das Covid-19 heilen kann. Bislang ist lediglich Remdesivir zugelassen. Doch es konnte die Erwartungen nicht erfüllen und nur vergleichsweise wenigen Patienten helfen. In der täglichen Praxis auf den Covid-19-Stationen wird es kaum noch eingesetzt. Die WHO rät in ihrer Stellungnahme von Ende November inzwischen sogar von der Remdesivir-Therapie ab.
Auch von den gerade eben diskutierten Medikamenten auf der Basis von Antikörpern werden nur wenige Patientengruppen mit speziellen Risiken und nur in einer frühen Phase der Infektion profitieren. Bei spät diagnostizierten Infektionen und langwierigen Verläufen kommt diese Therapie nach bisherigen Erkenntnissen zu spät. Man wird die Antikörper vorerst nicht in der Breite einsetzen können. Deshalb müssen wir im Kampf gegen Corona vor allem auf die Impfungen setzen und die Schutzmaßnahmen einhalten.
Vorsicht ist weiterhin angebracht. Wenn die Lockdown- und Schutzmaßnahmen angesichts vorübergehend sinkender Infektionszahlen zu früh gelockert werden, können wir schneller, als uns lieb ist, in eine dritte Corona-Welle hineingeraten.“