Die Chance, auf teure, mitunter launische und alternde Schauspieler verzichten zu können, ist schon länger ein Traum mancher Filmproduzenten. 2001 kam mit „Final Fantasy“ eine Computerspielverfilmung ins Kino, in der alle Schauspieler digital waren – allerdings sah man das auch. Es war eher ein leicht misslungener Animationsfilm, nur dass die Charaktere in Zeichentrickfilmen viel menschlicher erschienen. Es wurde ein hingebungsvoll verrissener Flop.
Schauspielkunst aus dem Rechner gab es bereits, in der Regel als Notlösung. Als Oliver Reed bei den Dreharbeiten zu „Gladiator“ (2000) tot vom Barhocker fiel, entschied Regisseur Ridley Scott aus Respekt, bei den wenigen verbliebenen Szenen mit Doubles zu hantieren, denen digital Reeds Gesicht verpasst wurde. Beim flüchtigen Hinsehen funktionierte es, aber berauschend war das Ergebnis nicht.
Zur gleichen Zeit überzeugte der komplett digital erzeugte Charakter Gollum in der „Herr der Ringe“-Trilogie mit beachtlicher Schauspielkunst. Freilich bildete der Computer die reale Mimik des Schauspielers Andy Serkis ab.
So war es auch im erfolgreichsten Film aller Zeiten „Avatar“ (2009). Hier lieferten menschliche Darsteller die Grundlage für die verblüffend überzeugend animierten Protagonisten. Schon 2006 nutzte man diese Technik im dritten Teil der „X-Men“-Reihe, um Patrick Stewart und Ian McKellen in der Eingangssequenz um Dekaden jünger aussehen zu lassen. Ein Kniff, auf den auch Martin Scorsese in seinem 2019 erschienenen Mafia-Epos „The Irishman“ zurückgriff, um mit seinem in die Jahre gekommenen Lieblingsmimen Robert DeNiro arbeiten zu können. Das Ergebnis allerdings überzeugte die Fachwelt nicht einhellig, um es so zu sagen. Milder beurteilte man die postumen Auftritte von Carrie Fisher als Prinzessin Leia in zwei „Star Wars“- Filmen. Man konnte aber auf bereits gedrehtes und nicht verwendetes Material zurückgreifen und musste Fisher nicht vollständig rekonstruieren. Z. GOJIC