Berlin – Angesichts der Image-Krise des Impfstoffs des britischen Pharmaunternehmens Astrazeneca hat SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gefordert, den Impfstoff sofort für alle Impfberechtigten unter 65 Jahren aus den ersten drei vorrangig zu impfenden Gruppen freizugeben.
„Es bleibt Impfstoff liegen, weil sich nicht genug Personen aus der ersten Prioritätsgruppe anmelden oder nicht zum Termin erscheinen. Das ist eine absurde und unerträgliche Situation“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“. „Wir sollten beim Astrazeneca-Impfstoff jetzt unbürokratisch die Impfzentren für alle unter 65 Jahren aus den ersten drei Prioritätsgruppen öffnen. Dann könnten wir die Impfzentren endlich voll auslasten.“ Zuletzt hatten sich Berichte gehäuft, dass der Impfstoff liegen bleibt, genaue Zahlen gibt es dazu aber nicht.
Bei der Impfreihenfolge in Deutschland sind drei große vorrangige Gruppen festgelegt: Gruppe eins (Höchste Priorität) umfasst neben den über 80-Jährigen unter anderem Pflegekräfte sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen. Gruppe zwei (Hohe Priorität) umfasst über 70-Jährige und zum Beispiel Menschen mit bestimmten schweren Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes. In Gruppe drei (Erhöhte Priorität) fallen über 60-Jährige und zum Beispiel Beschäftigte bei Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr sowie Erzieher und Lehrer. Alle anderen fallen in Gruppe 4 (Ohne Priorität).
Der Impfstoff von Astrazeneca wird in Deutschland zurzeit nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht – es fehlen Daten zur Wirkung bei Älteren. Deshalb bekommen die Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig dieses Vakzin. Die Vorbehalte gegen das Präparat sind aus Sicht von Wissenschaftlern unbegründet, weil es die Geimpften zumindest vor schweren Krankheitsverläufen schütze. dpa