Spahn kritisiert Impfstopp

von Redaktion

Mehr Länder setzen Astrazeneca aus – Allergien möglich

München – Nach der Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca in mehreren Ländern ist die Weltgesundheitsorganisation WHO Zweifeln an dessen Sicherheit entgegengetreten. Bislang sei kein ursächlicher Zusammenhang zwischen einem Todesfall und der Impfung nachgewiesen worden, sagte eine Sprecherin am Freitag. Nach Dänemark, Norwegen und Island stoppte auch Bulgarien die Anwendung, Thailand verschob den Impfstart. Italien zog eine bestimmte Charge aus dem Verkehr.

Der Pharmakonzern selbst erklärte am Freitag, die Sorgen seien unberechtigt. Eine Analyse von mehr als zehn Millionen Datensätzen „hat keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Lungenembolien oder tiefe Venenthrombosen gezeigt“, teilte das Unternehmen mit. Das gelte für alle Altersgruppen, Geschlechter, Länder oder Chargen des Impfstoffs. „Tatsächlich kommen diese Ereignisse unter Geimpften sogar seltener vor als in der Allgemeinbevölkerung.“

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA kam zu dem Schluss, dass der Anteil der Thrombosekranken nach einer Impfung mit Astrazeneca dem spontanen Auftreten von Thrombosen in der Normalbevölkerung entspricht. Bis zum 10. März hat die EMA 30 Fälle von „thromboembolischen Ereignissen“ bei fast fünf Millionen Astrazeneca- Geimpften registriert. „Astrazeneca ist ein hervorragender Impfstoff, genau wie die anderen eingesetzten Vakzine“, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris. Auch das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut hält am Einsatz fest. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte sich kritisch zum Impfstopp. Es sei wichtig, zwischen einem rein zeitlichen und einem ursächlichen Zusammenhang zu unterscheiden. Dass der Impfstoff die Thrombosen ausgelöst habe, darauf gebe es bisher keinen Hinweis.

Die dänische Gesundheitsbehörde hatte am Vortag über „schwere Fälle“ von Blutgerinnseln berichtet, aber auch betont, dass ein Zusammenhang zum Impfstoff nicht abschließend geklärt sei. Ein Däne war nach der Impfung gestorben. Dänemark, Norwegen und Island stoppten daraufhin die Impfungen, auch Bulgarien ordnete am Freitag einen Stopp an, bis alle Zweifel ausgeräumt seien. In Italien zogen die Behörden laut Berichten die Charge „ABV 2856“ mit 250 000 Impfdosen aus dem Verkehr, nachdem auf Sizilien zwei Militärangehörige und ein Polizist wenige Stunden nach der Impfung verstorben waren. Geprüft wird auch, ob der Impfstoff fachgerecht verabreicht wurde.

Am Freitag gab es für Astrazeneca noch einen Dämpfer. Wie die EMA mitteilte, könne der Impfstoff schwere allergische Reaktionen auslösen. Anaphylaxie sowie Überempfindlichkeitsreaktionen sollten deshalb in die Liste möglicher Nebenwirkungen aufgenommen werden. Es gebe Berichte über 41 mögliche Anaphylaxie-Fälle unter fünf Millionen Impflingen in Großbritannien. Ein Zusammenhang zwischen der allergischen Reaktion und der Impfung sei mindestens in einigen Fällen wahrscheinlich.

Gleichzeitig wies die EMA darauf hin, dass schwere allergische Reaktionen auch bei Impfungen gegen andere Krankheiten eine bekannte seltene Nebenwirkung sind. Der Astrazeneca-Beipackzettel empfiehlt bereits, frisch Geimpfte mindestens 15 Minuten zu beobachten, um auf mögliche allergische Reaktionen reagieren zu können. wha

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