6 FRAGEN AN
Der Trauerakt im Landtag wird heute ab 13.55 Uhr live im Bayerischen Fernsehen übertragen. Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) wird in einer Rede der Corona-Toten gedenken.
Frau Aigner: Was werden Sie den Menschen beim Trauerakt nach einem Jahr Pandemie sagen?
Dass es ganz besonders wichtig ist, jenen Menschen ein Gesicht zu geben, die gestorben sind, die gegangen sind, die nicht mehr da sind. In Bayern sind das an die 13 000. Hinter jedem einzelnen Toten steht ein Schicksal, eine Familie. Die Toten der Corona-Pandemie sind keine Nummern. Das muss unsere Botschaft sein.
Warum ist so ein Festakt im Landtag wichtig?
Wir müssen uns bewusst machen, dass jedes einzelne Schicksal auch ein Stück weit eine politische Niederlage ist. Weil wir es nicht geschafft haben, die Betroffenen zu schützen. Wir Politiker müssen zeigen: Wir sehen das und es berührt uns.
Hatten Sie selber Kontakt zu Angehörigen?
Selbstverständlich. Und ich werde in meiner Rede von einem Fall berichten, der mich persönlich ganz besonders berührt hat.
Was erzählen Ihnen die Angehörigen? Gibt es ein bestimmendes Thema?
Besonders schlimm ist es, wenn man auf der Intensivstation nicht richtig Abschied nehmen kann – die Familie nicht vom Sterbenden und er nicht von seiner Familie. Das ist für beide Seiten extrem bedrückend und die Hinterbliebenen können das oft nur schwer verarbeiten. Es ist etwas ganz Schlimmes, wenn man einem geliebten Angehörigen nicht Auf Wiedersehen sagen kann. Es gibt auch viele Menschen, die schwer an Corona erkrankt waren und noch heute unter den Folgen leiden.
Hatten Sie selber im Familien- oder Freundeskreis Trauerfälle?
Es gab Corona-Fälle im näheren Umfeld, aber Gott sei Dank keine schweren Verläufe.
Wir impfen zu langsam. Inzwischen haben die Briten eine geringere Todesrate als wir. Ein Impf- Debakel, das Menschenleben kostet …
Natürlich wollen die Menschen geimpft werden und fragen: Warum geht es so langsam? Wir müssen dringend Tempo machen. Das werde ich heute auch ansprechen. Das Hauptproblem ist: Wir haben zu wenig Impfstoff. Wir müssen jetzt alles tun, was möglich ist, unbürokratisch verimpfen und im Zweifel auch von den Festlegungen weggehen. Bayerns Hausärzte wissen, wer den Impfstoff zuerst braucht.
Interview: Wolfgang Hauskrecht