5 FRAGEN AN
Die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) aus Steinhöring (Kreis Ebersberg) hatte eine Untersuchung zu den Vorfällen in den Kurheimen gefordert. Ihr Antrag wurde abgelehnt.
Die Vorfälle liegen Jahrzehnte zurück. Warum ist nichts aufgearbeitet?
Das wundert mich auch. Ich beschäftige mich seit neun Monaten mit dem Schicksal der Verschickungskinder. Nur durch Zufall habe ich dabei erfahren, dass auch meine 82-jährige Mutter ein Verschickungskind war. Als sie mir erzählte, was sie mit acht Jahren erlebte, hatte sie Tränen in den Augen. Auch eine Freundin von mir war betroffen. Ich hörte von immer mehr Fällen. Deshalb habe ich den Antrag gestellt – man darf nicht mehr verharmlosen, was damals so vielen Kindern angetan wurde.
Mit welcher Begründung wurde Ihr Antrag abgelehnt?
Die Staatsregierung hat auf den Bund verwiesen. Aktuell wird geprüft, ob eine Studie Sinn machen würde. Für die Betroffenen ist das zäh und unbefriedigend. Andere Bundesländer gehen das Thema auch auf Landesebene an. Das könnte Bayern auch tun. Schließlich war ein Viertel der Einrichtungen bei uns.
In welcher Hand waren die Einrichtungen?
Sie gehörten unter anderem der AWO, der Caritas, dem BRK, der katholischen Jugendfürsorge, der Inneren Mission, einige waren in privater Hand. Mit der AWO habe ich bereits Gespräche geführt. Sie wäre bereit, das Thema aufzuarbeiten – Unterstützung durch den Freistaat wäre aber hilfreich.
Was ist das Ziel der Aufarbeitung?
Für die Betroffenen ist es wichtig, dass anerkannt wird, welches Unrecht ihnen passiert ist. Viele brauchen das auch, damit ihre Seele heilen kann. Dass einige noch heute nicht ohne Tränen darüber sprechen können, zeigt, wie schwer sie psychisch verletzt wurden. Rückgängig machen kann man das nicht mehr. Es geht auch nicht darum, jemanden persönlich anzuprangern – viele leben ja gar nicht mehr. Aber wir müssen die Betroffenen endlich ernst nehmen. Bisher werden die Kinder von damals mit ihren traumatischen Erlebnissen alleingelassen.
Welche Hilfsangebote wären nötig?
Bisher gibt es niemanden, an den sich die Betroffenen wenden können. Aktuell hat Bayern noch eine Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder. Sie soll Ende des Jahres aufgelöst werden. Man könnte sie gut weiterführen als Anlaufstelle für Verschickungskinder. Die Betroffenen brauchen Profis, die ihnen helfen, ihre schlimmen Erinnerungen aufzuarbeiten. Ich glaube nicht, dass sich das Thema noch wegdrücken lässt. kwo