4 FRAGEN AN
Die Berge, die Wälder, der See: Das Tegernseer Tal lockt Besucher vor allem wegen seiner Naturkulisse. Angela Brogsitter-Finck, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, setzt sich dafür ein, dass die Landschaft erhalten bleibt – Luxusbauten sind dem Verein ein Dorn im Auge.
Am Tegernsee reihen sich immer mehr Luxushotels aneinander – man könnte meinen, das wertet den Ort auf, oder nicht?
Im Gegenteil. Der Tegernseer Tal ist sehr filigran – und im Gegensatz zum Chiemsee oder zum Bodensee verträgt der Tegernsee einfach nicht diese massive Bebauung. Ich denke, irgendwann sollten die Leute gar keine Lust mehr haben, zu uns zu kommen. Man sucht hier doch Ruhe und Erholung. Wie soll das mit all den riesigen Hotelklötzen zusammenpassen?
Das Tegernseer Tal ist aber vom Tourismus stark abhängig.
Natürlich, niemand hat etwas gegen ein schönes neues Hotel. Herr Strüngmann hat zum Beispiel sein Projekt umgeworfen und baut sein Hotel in Bad Wiessee in kleineren Einheiten, die bayerischen Charme und Gemütlichkeit verströmen sollen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Mammutbauten die Attraktivität der Gemeinden erhöhen können. Das massivste Projekt ist der Abriss und die Neuplanung des Westerhofs – was da hinkommt, wird das ganze Landschaftsbild verändern. Was stellt man sich denn vor, wie viele Menschen kommen sollen? Dazu kommt: Inzwischen ist der Ort für Einheimische kaum noch bezahlbar, vor allem die Immobilienpreise.
Was sollte Ihrer Meinung nach dagegen unternommen werden?
Wir könnten auf nachhaltigeren Tourismus setzen. Generell muss umgedacht werden, was Bauprojekte angeht. Was soll denn von der Landschaft nach der ganzen Bebauung noch übrig bleiben? Ein Beispiel: Der Jägerhof in Bad Wiessee, früher ein wunderschöner Bauernhof mit einem riesigen Park – inzwischen ist der ganze Park mit seinen 50 Bäumen verschwunden, stattdessen stehen da sieben neue Apartmenthäuser. Man müsste sensibler planen. Aber der Tegernsee ist meiner Meinung nach zum Spielball und zur Beute von Investoren geworden.
Sind die Einheimischen genervt?
Genervt ist man hier eher von den Massen, die an den Wochenenden kommen. So geht es allen schönen Orten in Bayern. Aber ich glaube, dass die Leute langsam aufwachen und merken, dass unsere Heimat gefährdet ist. Wir haben mittlerweile 500 Mitglieder und es werden immer mehr.
Interview: Kathrin Braun