Mein Vater, mein Vorbild

von Redaktion

Pünktlich zum Vatertag haben wir Söhne getroffen, die in Papas Fußstapfen treten

München – Sie wachen von beiden Seiten über die Stadt: der Sohn östlich der Isar, der Vater westlich. Bei den Nedbals liegt das Polizei-Gen in der Familie. Mario Nedbal, 42, und sein Sohn Kevin, 20, haben nicht nur das gleiche breite Grinsen, sie sind auch beide leidenschaftliche Angler, Fußballspieler, Schiedsrichter – und Polizisten.

„Für mich war schon immer klar, dass ich Polizist werden will“, sagt Kevin Nedbal. Sein Opa war auch schon bei der Polizei, genauso wie sein Uropa. „Mein Vater hat das aber nie von mir erwartet. Es liegt einfach in der Familie.“

Das glaubt man spätestens dann, wenn man Vater und Sohn gemeinsam durch das Polizeirevier schreiten sieht: der gleiche entschlossene Gang, die selbstbewusste Haltung – wie es sich für echte Gesetzeshüter gehört. Beide sind Kontroll- und Streifenbeamte bei der Bundespolizei. Im Doppelpack gibt es Vater und Sohn aber nur privat: Mario Nedbal arbeitet am Hauptbahnhof, Kevin am Ostbahnhof, meist haben die beiden auch unterschiedliche Schichten. „Es wäre schwierig, wenn Vater und Sohn zusammen arbeiten“, sagt Mario Nedbal. „Da geht schnell die Neutralität verloren.“

Und die ist wichtig für den Job. Allein aus rechtlichen Gründen, weil Familienmitglieder nicht gegeneinander aussagen müssen, wenn eine Straftat begangen wurde. „Im Alltag könnten aber auch Emotionen problematisch werden“, sagt Mario Nedbal. „Wenn es Stress gibt und es um den Sohn geht – dann ist man in der Situation vielleicht eher Vater als Polizist.“

Seit sein eigener Sohn bei der Polizei ist, hat Mario Nedbal einen etwas anderen Blick auf den Job: „Der Beruf ist nicht ungefährlich“, sagt er. Vor allem, wenn es um Konflikte geht, wo nicht nur geschlagen wird – sondern jemand zum Beispiel ein Messer zückt. Wenn der eigene Sohn dabei ist, denkt man noch mal intensiver darüber nach, meint er. „Insbesondere, weil ich in brenzligen Situationen ja selbst einfach mal Glück gehabt habe. Manchmal mache ich mir Sorgen – auch wenn ich weiß, dass Kevin auch schon groß und stark ist“, sagt er und lacht.

Den Weg hätte er seinem Sohn ohnehin nie ausreden können – Kevin Nedbal liebt seinen Job aus den gleichen Gründen wie sein Papa. „Ich habe jeden Tag Abwechslung, arbeite mit Menschen. Ich könnte mir nie vorstellen, im Büro zu sitzen.“

Sein Vater war schon immer sein Vorbild. „Egal was, ob beruflich oder sportlich, ich konnte mir immer was von ihm abgucken“, erzählt Kevin Nedbal. Dabei war sein Papa nie der Lehrer – sondern eher sein bester Freund. Daheim reden die beiden über so gut wie alles. „Ich kann mit ihm über jedes Problem reden. Er ist mein Ansprechpartner Nummer 1.“

Dass sich die beiden so ähneln, macht es dem Sohn zwar nicht immer ganz leicht. „Mein Vater wird bei der Polizei sehr hoch angesehen“, erklärt er. „Da sind die Erwartungen an mich vielleicht noch mal höher.“ Aber im Grunde macht es ihn einfach stolz, dass er nach seinem Papa kommt.

KATHRIN BRAUN

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