„Es gibt ein großes Interesse der Eltern“

von Redaktion

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Corona-Impfungen könnten auch für Kinder zugelassen werden. Dr. Philipp Schoof ist Obmann des Münchner Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Seine Praxis in München-Bogenhausen erreichen viele Anfragen von Eltern.

Herr Schoof, rechnen Sie mit einem großen Ansturm, wenn die Covid-Impfung auch für Kinder zugelassen wird?

Die Rückmeldungen zeigen, dass es ein wirklich großes Interesse der Eltern gibt. Das betrifft vor allem Jugendliche ab zwölf Jahren. Für diese Gruppe würde die Impfung ja auch zuerst zugelassen. Bei vielen Anfragen, die ich gerade bekomme, bin ich mir nicht sicher, welche Motivation dahinter steht. Einige Eltern rechnen, wie schnell die Kleinen geimpft sein müssen, um ohne Quarantäne aus dem Urlaub zurück zu kommen.

Impfungen könnten aber doch auch helfen, Normalität in den Schulen einkehren zu lassen?

Da würden auch andere Maßnahmen helfen. Es gibt bei Luftfiltern positive Ergebnisse in den Tests. Die Umsetzung zieht sich aber. Wären Lehrer und Eltern durchgeimpft, könnte das auch helfen. Jetzt wählt die Politik das Mittel, Kinder zu impfen und argumentiert mit dem Zugang zur Bildung. Damit baut sie Druck auf. Die Einstellung „Wer Bildung will, soll sich gegen Covid-19 impfen lassen“ finde ich falsch. Erst recht, weil immer noch Menschen auf die Impfung warten, bei denen eine Erkrankung heftigere Auswirkungen hätte.

Sie klingen skeptisch, was Kinder-Impfungen betrifft.

Wenn ein Impfstoff zugelassen wird und es im besten Fall eine Empfehlung der Stiko gibt, impfen wir natürlich. Ich bin absolut pro Impfungen – generell und bei Corona, keine Frage. Sinnvoller ist aber, die Jugendlichen – wie alle anderen auch – über kurz oder lang zu impfen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt des Impfstoffmangels sollte man keinen Druck wegen des Schulbesuchs machen. Wir bekommen aktuell gar nicht genug Impfstoffe für Jugendliche in den Praxen – trotz vollmundiger Ankündigungen der Politik.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Corona-Erkrankungen bei Kindern?

In meiner Praxis hatten wir keinen Patienten mit schweren Symptomen bei einer Erkrankung. Selten bildeten sich bei einer unbemerkten Infektion Durchblutungsstörungen der Hände. Die sind folgenlos verheilt. Kinder, vor allem junge, stecken das Virus gut weg. Deshalb sehe ich den aktuellen Impf-Bedarf eher bei Jugendlichen und anderen Bevölkerungsgruppen.

Interview: Dominik Stallein

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