„Vielleicht brauchen wir das Zeichen“

von Redaktion

Das Rücktrittsgesuch hat viele Amtsträger in der Region überrascht

Dekan Michael Mannhardt, Dekanat Miesbach:

„Dass ein Würdenträger der Kirche nicht an seinem Amt klebe, sei ein gutes Signal, findet Dekan Michael Mannhardt, Leiter der Pfarrverbände Hausham-Agatharied und Miesbach-Parsberg. „Ich habe großen Respekt vor ihm, dass er diesen Schritt gewählt hat.“ Mannhardt ist überzeugt, dass Marx auch nach seinem Rückzug als Erzbischof präsent bleiben wird. „Seine Stimme wird nicht verstummen oder an Gewicht verlieren.“

Tobias Christl, theologischer Referent des kath. Kreisbildungswerks in Ebersberg:

„Den Schritt hätte ich eher aus anderen Diözesen erwartet“, sagte Christl gestern unserer Zeitung. Die Begründung von Reinhard Marx finde er jedoch schlüssig. „Er stellt heraus, dass er als Erzbischof von München und Freising entscheidet, aber auch als Mensch, der Teil der Kirche ist. Er übernimmt Verantwortung als Person und Amtsträger.“ Den „toten Punkt“, von dem Marx spreche, würden auch engagierte Gläubige und Ehrenamtliche mitunter spüren. „. Die Leute werden nach Corona nicht automatisch wieder in die Kirchen strömen. Solange wir nicht miteinander einen Aufbruch wagen, wird es schwierig für die Amtskirche.“

Dekan Franz von Lüninck, Pfarrer St. Sebastian, Gilching:

„Für mich kam das Gesuch unvorbereitet, ich hätte nicht gedacht, dass er diesen Schritt geht. Aber er ist ein Mensch, der Konsequenzen zieht. Ich halte ihn für jemanden, der etwas bewegen kann in dieser Katastrophe. Daher brauchen wir ihn eigentlich. Aber vielleicht brauchen wir auch dieses Zeichen, um weiterzukommen. Doch es wäre für mich als Priester auch persönlich erschütternd.“

Andreas Jall, Stadtpfarrer in Starnberg und stellvertretender Dekan:

„Ein starkes Stück“ findet Andreas Jall das Rücktrittsgesuch von Reinhard Marx. Das Gesuch, sagt er, komme einem Erdbeben gleich. Dass es systemisches Versagen gegeben habe, daran gebe es keinen Zweifel. Dass Kardinal Marx dafür nun Verantwortung übernehmen wolle, das verlange höchsten Respekt. „Das ist ein Zeichen auch für die Öffentlichkeit.“ Da auch in Trier aktuell Untersuchungen liefen, stellt sich für Jall die Frage, ob Marx als ehemaliger Bischof möglicherweise auch dort rückwirkend Verantwortung übernehmen wolle. „Spannend, es wird viele Gespräche geben.“

Bernhard Haßlberger, Weihbischof und Bischofsvikar für die Seelsorgsregion Nord:

„Das war ein Paukenschlag. Mit der Entscheidung, das Bischofsamt abzugeben, wolle Marx „einen deutlichen Akzent setzen“. Die Formulierung, die Kirche sei an einem toten Punkt, findet Haßlberger überspitzt. „Ich teile jedoch die Meinung, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir beim besten Willen nicht mehr ,Weiter so!’ sagen können.“

Abt Petrus, Benediktinerabtei Schäftlarn:

„Ich finde es ehrenwert, dass Reinhard Marx seinen Rücktritt anbietet. Es war die Rede vom toten Punkt, an dem die Kirche angekommen sei, dass sich Perspektiven öffnen müssen. Persönlich erschüttert mich das sehr. Man kann an jedem, der im öffentlichen Leben steht, auch Kritik üben, aber ich finde, dass Kardinal Marx die Kirche auf sehr kluge Weise repräsentiert hat. Er ist ein intelligenter Gesprächspartner, der das Zeitgeschehen mit wachem Blick beobachtet und einordnet. Ich bin dankbar für sein Engagement für eine moderne Kirche und den synodalen Weg.“ sg, ja, hvp, grä, mh, ws, lia, icb

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