4 FRAGEN AN
Schottergärten gelten als umweltschädliche Steinwüsten. Dabei können auch sie ein Wohlfühlort für Pflanzen und Tiere sein, sagt Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau – wenn man weiß, wie man sie richtig anlegt.
Herr Schönfeld, sind alle Schottergärten schlecht für die Umwelt?
Dafür müssen wir erst die Begriffe klären. Die sogenannten Schottergärten, die in vielen Gemeinden verboten werden, sind meiner Meinung nach keine Gärten – sie sollten als Schotterflächen bezeichnet werden. Denn das wesentliche Element, das einen Garten ausmacht, fehlt: Pflanzen. Einige Alibipflänzchen, die sich zwischen all dem Schotter alles andere als wohl fühlen, ändern auch nichts daran. Es gibt aber durchaus naturnahe Kiesgärten und Schotterbeete. Wenn man es richtig macht, kann man damit den Pflegebedarf stark senken.
Wie sehen solche Kies- und Schottergärten aus?
Man muss für solche Gärten die richtigen Pflanzen aussuchen: also welche, die kaum Wasser brauchen und sich auch auf einem sandig-steinigen Boden wohlfühlen. Zum Beispiel Lavendel oder Rosmarin – Pflanzen, die eher in mediterranen Regionen wachsen. Solche Pflanzen haben einen großen Vorteil: Ich muss sie selten bis nie düngen, und ich habe keinen Ärger mit Unkraut. Quecken und Löwenzahn können sich unter solchen Bedingungen gar nicht ansiedeln. Natürlich darf auch keine Folie unter dem Schotter liegen, außerdem ist die Korngröße der Steine und die Mischung extrem wichtig. Ein gewisser Anteil an Feinteilen wie Sand muss zum Beispiel sein, aber man braucht keine normale Gartenerde.
Und wenn man diese Dinge beachtet, kann sich jeder einen Schottergarten anlegen?
Nicht unbedingt. Wichtig ist, dass die Pflanzen viel Sonne abbekommen – die Gärten sollten also nicht nach Norden zeigen. Es sollte auch nicht zu viel regnen. In Oberbayern würde ich zum Beispiel von einem Schottergarten abraten – da ist die Niederschlagsrate einfach zu hoch. In Würzburg regnet es hingegen viel seltener.
Eine große Kritik an Schottergärten ist, dass sich dort Tiere nicht wohlfühlen.
Wenn Schottergärten ordentlich bepflanzt werden, können sie Insekten und Tieren einen tollen Lebensraum bieten. Vor allem denen, die sich ebenfalls an warmen Orten sehr wohl fühlen. Pflanzen wie Salbei und Thymian sind wichtige Nahrungsquellen für Hummeln und Bienen.
Interview: Kathrin Braun