IN KÜRZE

Genetische Auffrischung für Steinböcke Kein Bär in Bayern, aber weit weg ist er nicht

von Redaktion

München – Die Steinwild-Kolonie in der Benediktenwand im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat ein Problem: Weil sie völlig abgeschottet von anderen Kolonien lebt, sorgt die erzwungene Inzucht für Gesundheitsprobleme bei der etwa 80 bis 100 Tiere großen Kolonie. Deshalb sollen im kommenden Jahr zehn Tiere aus der Schweiz für neuen genetischen Input sorgen. So zumindest der Plan. Denn noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern. Die Schweizer müssen erst mal Tiere lockermachen, und auch das Bayerische Landwirtschaftsministerium muss als oberste Jagdbehörde zustimmen.

Es ist schon eine Weile her, dass die Steinböcke in die Benediktenwand zurückkehrten. Am 13. Juli 1967 wurden vier Tiere per Hubschrauber ausgesetzt. Auch sie stammten aus der Schweiz, aus dem Wildgehege St. Gallen. Bis dahin lebte nur ein legendärer Genosse in den steilen Felswänden – ein acht Jahre zuvor aus dem Bächental in Tirol eingewanderter Bock, den damals alle nur „den Alten“ nannten. Heute stammen vermutlich alle Tiere der Bene-Wand-Population vom „Alten“ und seinen vier Schweizer Freunden ab. Nach einem guten halben Jahrhundert sorgt das für genetische Einfalt, die für weniger Nachkommen, eine kürzere Lebensdauer und eine größere Anfälligkeit für Krankheiten sorgt.

Steinwild gibt es in Bayern auch in den Kreisen Miesbach und Rosenheim, im Allgäu sowie im Berchtesgadener Land. Das Inzuchtproblem ist aber deutlich kleiner, weil die Tiere dort Grenzgänger zwischen Bayern, Tirol und Vorarlberg sind und somit ein regelmäßiger genetischer Austausch stattfindet.  mm

Bären sucht man in Bayern derzeit vergeblich. Der letzte wagte sich 2006 in den Freistaat. Für „Bruno“ ging das nicht gut aus. Er wurde abgeschossen. 2019 fand sich in einem Waldstück im Balderschwanger Tal im Allgäu dann noch mal ein ordentlicher Haufen Bärenlosung – ohne Bär. Aber allzu weit weg ist Meister Petz nicht. Erst am 28. Mai wurden an einem toten Schaf auf einer Alm in Umhausen im Tiroler Bezirk Imst DNA-Proben genommen. Jetzt steht fest: sie stammen von einem Bären. Per Auto wären es von dort nach Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nur rund 65 Kilometer – ein Stündchen Fahrt.  mm

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