Würzburg – Der Angreifer von Würzburg hat bereits im Januar bei einem Streit in einer Obdachlosenunterkunft zu einem Messer gegriffen und es bedrohlich in der Hand gehalten. Das sagte Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwalt Bamberg am Samstag in Würzburg einen Tag nach der Messerattacke.
Worum es bei der Auseinandersetzung mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte Gründler nicht. Verletzt worden sei niemand. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der 24-jährige Somalier kam vorübergehend in eine Psychiatrie. Im Juni soll Abdirahman J. zudem einen Verkehrsteilnehmer in der Würzburger Innenstadt belästigt haben. „Da hat der Beschuldigte ein verstörtes Verhalten mit psychischen Auffälligkeiten gezeigt.“ Der Mann sei erneut in eine Psychiatrie gekommen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden. Zudem wurde in der Vergangenheit der Hinweis eines anderen Asylbewerbers überprüft, wonach der Beschuldigte, der im Mai 2015 nach Deutschland eingereist war, am Telefon gesagt haben soll, dass er als Zwölfjähriger Straftaten begangen habe. Dies habe sich aber nicht verifizieren lassen.
Seit dem 4. September 2019 ist Abdirahman J. in Würzburg erfasst, vorher war er schon in Chemnitz und Düsseldorf. Er hält sich legal in Deutschland auf, er konnte aber auch nicht abgeschoben werden, da er momentan subsidiären Schutz im Rahmen seines Asylverfahrens genießt. Das bedeutet, dass ihm zwar keine Asylberechtigung oder Flüchtlingsschutz gewährt werden kann, er den deutschen Behörden aber glaubhaft versichern konnte, dass ihm in Somalia bei einer Rückkehr ein ernsthafter Schaden droht. Subsidiärer Schutz greift zum Beispiel, wenn einem Flüchtling im Heimatland die Todesstrafe oder Folter droht.
Inzwischen wurde der 24-jährige Täter einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen erließ. Der Beschuldigte habe bisher keine Angaben zur Sache gemacht, heißt es, und befinde sich nun in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt. Für die weiteren Ermittlungen sollen weitere Zeugenaussagen und zwei Mobiltelefone ausgewertet werden, die die Polizei in dem Würzburger Obdachlosenheim fand, in dem der Messerangreifer zuletzt lebte.
Dort sollen auch Hassbotschaften gefunden worden sein. Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass er die Bluttat für seinen „persönlichen Dschihad“ hält. „Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) – trotzdem ist die Motivlage laut Ermittlern kompliziert. Es wird auch untersucht, ob der 24-Jährige psychisch krank ist. sts/dpa