Bundesregierung lehnt Grenzkontrollen ab – trotz Delta

von Redaktion

Ex-Kronkolonie Hongkong sperrt Flüge aus Großbritannien aus – Afghanistan-Heimkehrer müssen in Quarantäne

München – Großbritannien ist Europameister im Impfen und es werden momentan weniger Covid-19-Patienten als in Deutschland künstlich beatmet, nämlich knapp 260. In Deutschland sind es fast doppelt so viele, trotzdem sind die Corona-Sorgen auf der Insel größer als in der Bundesrepublik. Schuld ist die ansteckendere Delta-Variante des Virus – die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bereits bei über 150 (Deutschland 5,6). Die Fallzahlen schießen wieder in die Höhe (siehe Grafik). Für viele Länder sind einreisende Briten ein Gesundheitsrisiko. Ausgerechnet die ehemalige Kronkolonie Hongkong hat jetzt beschlossen, dass Flüge aus Großbritannien von Donnerstag an nicht mehr landen dürfen. Das Vereinigte Königreich wird als „extremes Hochrisikoland“ eingestuft.

In Deutschland ist hingegen ein politischer Streit entbrannt, wie man grundsätzlich mit Urlaubsrückkehrern aus Virusvariantengebieten wie Portugal, Großbritannien oder Russland umgehen soll. Mehrere Bundesländern fordern strengere Corona-Kontrollen bei der Einreise, um ein Einschleppen der Delta-Variante zu verhindern. Die Bundesregierung lehnt Grenzkontrollen zum jetzigen Zeitpunkt aber strikt ab. Grenzkontrollen, wie sie im vergangenen Jahr zeitweilig eingeführt worden waren, seien „etwas sehr Hartes“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie sei der Meinung, „dass sich so etwas nicht wiederholen sollte“.

Mehrere Länder-Regierungschefs forderten die Bundesregierung allerdings zum Handeln auf. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verlangte eine strenge Kontrolle von Urlaubsrückkehrern. „Das Entscheidende ist, dass wir Corona jetzt nicht einschleppen aus dem Ausland“, sagte er den Funke-Zeitungen. Doch es wird zum jetzigen Zeitpunkt keine schärferen Corona-Regeln bei der Einreise oder Rückkehr nach Deutschland geben. Das ist das Ergebnis von Beratungen von Bund und Ländern vom Montagnachmittag. Demnach soll die geltende Einreiseverordnung nicht kurzfristig geändert werden. Derzeit muss bei Rückreisen aus Risikogebieten mit einem negativen Test keine Quarantäne angetreten werden. Nach einem Aufenthalt in Hochinzidenzgebieten kann eine Testung frühestens fünf Tage nach Einreise vorgenommen werden. Nach Aufenthalt in Virusvariantengebieten dauert die Quarantäne 14 Tage, und eine vorzeitige Beendigung der Quarantäne ist nicht möglich.

Von Portugal aus hat inzwischen eine Rückreisewelle begonnen – viele deutsche Touristen haben eilig ihre Koffer gepackt, um noch vor dem heutigen Dienstag wieder zu Hause zu sein und so eine Quarantäne zu umgehen. Das Robert- Koch-Institut hat das Land gerade erst als Virusvariantengebiet eingestuft.

Nach der Ansteckung von rund tausend Schülern mit dem Coronavirus bei Abiturfahrten auf Mallorca hat die Regionalregierung der Balearen unterdessen eine Verschärfung der Einreiseregeln für große Gruppen beschlossen. Die Teilnehmer von organisierten Gruppenreisen müssen künftig einen negativen PCR-Test vorlegen oder einen vollständigen Impfschutz nachweisen, so die Regierung der spanischen Mittelmeer-Region. sts/dpa

Artikel 4 von 9