„Wir sind froh, dass wir keine Brauereien verloren haben“

von Redaktion

INTERVIEW Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds spricht über eine Branche im Aufwind und Risiken

München – Harte Monate liegen hinter den bayerischen Brauereien. Im Frühjahr mussten sie noch massenweise abgelaufenes Bier vernichten, jetzt blicken sie optimistisch nach vorne. Wie sehr es die Branche getroffen hat, erzählt der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, Lothar Ebbertz.

Herr Ebbertz, die Stimmung dürfte angesichts des aktuellen Bier-Booms so gut wie lange nicht mehr sein in der Branche, oder?

Sicherlich freuen sich die Brauereien und Konsumenten, dass wieder etwas geht. Allerdings schleppen die Brauereien die Lasten der letzten Monate mit sich rum. Und auch aktuell fehlen natürlich Einnahmequellen.

Welche sind das?

Was den Brauereien besonders fehlt, sind Feste. Große Volksfeste, aber auch die kleinen Feiern der Trachten- oder Sportvereine. Auch die Clubs sind zu, die auf Getränke ausgerichteten Bars sind nur eingeschränkt nutzbar.

Wie sehr sind die Verkaufszahlen während des Lockdowns eingebrochen?

Dabei müssen wir zwischen Umsatz und Absatz unterscheiden. Bier wurde durchaus ab März 2020 abgesetzt. Aber die ertragsstärkeren Hektoliter aus der Gastronomie und von den Volksfesten fehlen. Da ist noch viel Luft nach oben. Toll ist, dass die Menschen in der Krise der Brauerei vor Ort die Treue gehalten haben. Das hat vielen sehr geholfen.

Wie lange wird es dauern, bis sich die Branche von diesen harten Zeiten wieder erholt hat?

Wir haben im Januar und Februar Verluste erlitten, so etwas habe ich in 27 Jahren noch nicht erlebt. Ganz entscheidend wird für die Erholung sein, wie schnell der Export wieder auf die Beine kommt und wie rasch sich das Gastgewerbe erholt. Kleinere Betriebe brauchen mit Sicherheit Jahre, bis sie die Verluste wieder reingeholt haben.

Es gibt noch ein aktuelles Problem – das Leergut.

Ja, den Brauereien fehlen Flasche und Kästen. Sie kommen vom Endverbraucher, aber auch vom Handel schleppend zurück. Deshalb appelliere ich an die Menschen, ihr Leergut zügig zurückzubringen.

Haben Sie Angst vor einem neuen Lockdown im Herbst?

Womit will man einen neuen Lockdown rechtfertigen? Was soll noch besser werden, wenn alle Menschen ein Impfangebot hatten und die meisten es auch genutzt haben? Die ersten Lockdowns haben uns mächtig zugesetzt. Wir sind froh, dass wir bislang Corona-bedingt keine Brauereien verloren haben. Ob sie alle auch eine vierte Welle überstehen würden, da bin ich nicht sicher.

Interview: Marco Blanco Ucles

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