Irland: Drinnen-Bier nur für Geimpfte
Vielleicht ist es ein Geniestreich der irischen Regierung. Sie versucht, die Impfbereitschaft der Einheimischen über den Durst zu steigern. Zumindest klischeemäßig ist der Ire dem Bier und dem Whiskey nicht abgeneigt, deswegen sind die Erfolgsaussichten der neuen Regeln grundsätzlich spitze. Seit gestern dürfen Restaurants, Cafés und Pubs auch in geschlossenen Räumen wieder Gäste bedienen – allerdings nur geimpfte Gäste. Zugelassen sind pro Tisch bis zu sechs Erwachsene, die vollständig geimpft sein müssen, sowie maximal neun Minderjährige als Begleitung. Erwartet wird, dass diese Woche mehr als 3000 Pubs wieder öffnen werden. Die Hälfte der Bevölkerung in dem EU-Staat ist bisher geimpft. Tendenz – Pub, wir kommen! – steigend.
Frankreich: Pfleger müssen sich impfen
Trotz aller Proteste: In Frankreich lebt es sich als Nicht-Geimpfter ab jetzt deutlich ungemütlicher. Das Parlament verabschiedete nach langem Ringen das entsprechende Gesetz. Das Gesetz sieht eine Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als ursprünglich von der Regierung gewollt, droht Impfverweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts.
Beschlossen wurde auch eine Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt. Ab August soll erstmals eine Testpflicht für Nicht-Immunisierte in Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit vergangener Woche eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Test nachgewiesen werden. Das Gleiche gilt für Sehenswürdigkeiten wie den Pariser Eiffelturm. Wer den Pass vorweisen kann, muss an den betreffenden Orten auch in geschlossenen Räumen keine Maske mehr tragen.
Gegen die Verschärfungen hatten mehr als 160 000 Menschen protestiert. In Paris skandierten die Demonstranten „Freiheit, Freiheit“. Präsident Emmanuel Macron wiederum sagte: „Was ist Ihre Freiheit wert, wenn Sie mir sagen: ,Ich will mich nicht impfen lassen‘? Wenn Sie morgen Ihren Vater oder Ihre Mutter oder mich anstecken, bin ich Opfer Ihrer Freiheit. Weil Sie die Möglichkeit hatten, sich und mich zu beschützen. Das nennt man Unverantwortlichkeit oder Egoismus.“
Slowakei: Nur mit Zertifikat in den Laden
In der Slowakei soll das digitale Covid-Zertifikat der EU künftig als Eintrittskarte für Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe dienen können. Das Parlament in Bratislava schuf dafür am Sonntag die rechtliche Grundlage. Das Gesetzesvorhaben war von heftigen Protesten begleitet worden. Die Polizei hat Tränengas eingesetzt, um hunderte Impfgegner an der Stürmung des Parlamentsgebäudes zu hindern. Zum Einsatz kommen soll der „Grüne Pass“ erst im Fall einer weiteren Virus-Welle. Das Zertifikat gibt Aufschluss über eine vollständige Impfung oder einen negativen Test. Die Slowaken versuchen die Impfquote mit sanftem Druck zu erhöhen, aber auch mit der Aussicht auf den Höchstgewinn. Im August will das Finanzministerium eine Impflotterie lancieren, bei der gilt: Nur wer sich pieksen lässt, darf mitmachen.
Italien: Mit dem Pass ins Kino und Museum
Italien führt am 6. August einen obligatorischen Gesundheitspass für den Zugang zu geschlossenen Räumen wie Bars und Restaurants, aber auch Schwimmbädern, Sporthallen, Museen, Kinos, Theatern und Spielhallen ein. Betreibern, die die Maßnahmen nicht umsetzen, drohen empfindliche Strafen. Das als „grüner Pass“ bekannte Dokument wird an Menschen ausgegeben, die ihre erste Impfdosis erhalten haben, aber auch an diejenigen, die genesen sind oder in den 48 Stunden zuvor negativ getestet wurden. Seit der Bekanntgabe der Maßnahme stiegen die Buchungen von Impfterminen in Italien zum Teil massiv an.
Griechenland: Taverne & Theater für Geimpfte
Alle Griechen, die im Pflege- oder Gesundheitssektor arbeiten, müssen sich impfen lassen. Tun sie das nicht, werden sie in den unbezahlten Urlaub geschickt. Kulturveranstaltungen wie Kinos oder Theater? Für ungeimpfte Bürger verboten, für geimpfte erlaubt. Zudem dürfen in der Innengastronomie nur Personen Platz nehmen, die die Immunisierung gegen das Virus bereits erhalten haben.
In dem Land mit seinen elf Millionen Einwohnern haben bislang 53,4 Prozent der Bevölkerung den vollständigen Impfschutz erhalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg zuletzt stark an und liegt derzeit bei 179.
Israel: Freitesten aus der eigenen Tasche
Schätzungsweise eine Million Israelis sind noch unschlüssig, ob sie sich impfen lassen sollen. Insgesamt leben in dem Land knapp neun Millionen Einwohner. Viele der Impfskeptiker sollen jetzt mit Nachdruck ermutigt werden. Egal, ob Sport- und Kulturveranstaltungen, Festhallen, Restaurants oder Gebetshäuser: Ist eine Person älter als zwölf Jahre alt, muss sie geimpft oder genesen sein, um Zutritt zu erhalten. Ungeimpfte Israelis benötigen hingegen ein negatives Testergebnis. Aber: Premierminister Naftali Bennett erklärte jüngst, dass die Regierung damit beginnen werde, von ungeimpften Bürgern zu verlangen, die Tests aus eigener Tasche zu bezahlen. Und auch in puncto Reisen haben es geimpfte Personen künftig leichter. Sie können sich nach ihrer Einreise nach Israel aus der Quarantäne freitesten, ungeimpfte Menschen müssen in jedem Fall eine Woche in Isolation bleiben. mit dpa
S. SESSLER/ M. BLANCO UCLES