Delta – so ansteckend wie Windpocken

von Redaktion

Internes Papier der US-Seuchenschutzbehörde beschreibt, wie infektiös die neue Variante ist

München – Der Ton wird rauer in Amerika – wer sich nicht impfen lässt, den brandmarkt der US-Präsident höchstpersönlich. Verbal zumindest. „Wenn Sie in der Tat ungeimpft sind, dann stellen Sie ein Problem dar – für sich selbst, für Ihre Familie und für jene, mit denen Sie arbeiten“, sagte Joe Biden im Weißen Haus. Gleichzeitig will er, dass jeder neu Geimpfte 100 Dollar als Belohnung bekommt. Zuckerbrot und Peitsche, um die Ausbreitung der Delta-Variante endlich einzudämmen. „Der Krieg hat sich verändert“, schreibt die amerikanische Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in einem internen Papier, das ganz bestimmt auch der Präsident kennt. Die Delta-Vari-ante ist so ansteckend wie Windpocken, heißt es in dem Bericht. Und damit viel ansteckender als Viren, die MERS, SARS, Ebola, Pocken oder die saisonale Grippe übertragen. Zur Einordnung: Windpocken-Viren können selbst über einen größeren Abstand über die Luft übertragen werden. Außerdem seien die Krankheitsverläufe bei Delta schwerwiegender als bei früheren Varianten, heißt es. Zudem sei es wahrscheinlicher, dass Delta den Schutz durch Impfungen durchbricht.

Die Seuchenschutzbehörde empfiehlt deshalb, mehr Menschen zu impfen und Maske zu tragen. In den USA sind bislang gut 49 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, aber die Impfkampagne stagniert. Mancherorts wird der Impfstoff schlecht. Auch deshalb wies Präsident Biden das Verteidigungsministerium an, zu prüfen, ab wann die Streitkräfte eine Impfpflicht verhängen könnten. Das Pentagon beschäftigt drei Millionen Menschen.

Die neue Studie klingt alarmierend – aber sie hat auch beruhigende Teile. Zahlen der CDC weisen darauf hin, dass schwere Krankheitsverläufe, Hospitalisierungen und Todesfälle durch Impfstoffe verhindert werden können. Demnach schützt eine Impfung auch bei Delta mit mehr als 90 Prozent vor schweren Verläufen. Allerdings gibt es noch eine schlechte Nachricht: Falls sich in einem seltenen Fall jemand trotz Impfung mit Delta ansteckt, dann gibt der Betroffenen das Virus genauso stark weiter wie jemand, der nicht geimpft ist. Auch deswegen sollen vollständig Geimpfte in Amerika in öffentlichen Räumen inzwischen wieder Mund und Nase bedecken. John Moore ist ein Virologe, der in New York forscht. Delta sei beunruhigend, sagte er der „New York Times“. „Aber der Himmel stürzt nicht herab und die Impfung schützt immer noch stark vor den schlimmsten Folgen.“ STEFAN SESSLER

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