Todeskampf in der Nachbarwohnung

von Redaktion

Johann Hettler hat seine 73-jährige Vermieterin gerettet

Oberschleißheim – Johann Hettler trinkt noch einen letzten Schluck Kaffee, gleich muss er los. Der 60-Jährige aus Oberschleißheim im Landkreis München arbeitet in einer Spedition und bricht jeden Morgen gegen 6.30 Uhr auf. Er verlässt seine Wohnung. Als an diesem Tag im Juni 2018 aber seine Tür ins Schloss fällt, hört er Hilfeschreie. „Das war unheimlich. Ich blieb stehen und erkannte die Stimme meiner Vermieterin. Ich lebe ja gleich nebenan in einer Einliegerwohnung“, sagt er. „Sie schrie: Hilfe! Er will mich umbringen!“

Hettler läuft zu ihrer Haustür und hämmert wild auf sie ein. Doch die Türe ist von Innen verschlossen. Drinnen fliegen Stühle umher und seine 73-jährige Vermieterin liefert sich mit jemandem einen heftigen Kampf. „Dann hörte ich, dass sie den Namen ihres Sohnes brüllte“, sagt Hettler. Er solle das Messer weglegen. „Ich kam nicht rein und sie nicht raus, obwohl ich hörte, dass sich nun der Schlüssel im Schloss bewegte.“ Er spürt, wenn er jetzt nicht reagieren würde, kann es im nächsten Augenblick zu spät sein. „Da trat ich die Tür ein und stieß ihren Sohn in die Ecke“, erzählt er.

Woher Hettler die Kraft dazu hatte, den 55-jährigen, psychisch kranken Mann von seiner Mutter wegzureißen, weiß er heute nicht mehr. Nur, dass er immer wieder so handeln würde. „Meine Nachbarin war blass, zitterte und hatte Würgemale am Hals, Verletzungen über der Nase und den Lippen“, erinnert er sich. Sehr analytisch sei er in dieser absoluten Ausnahmesituation gewesen. Wenig später trifft die Polizei ein.

Den Angreifer und das Messer lässt er nicht mehr aus den Augen. „Eine Heldentat war das nicht, eher akute Soforthilfe“, sagt der 60-Jährige heute. „Aber so eine Feier und eine Medaille verliehen zu bekommen, ist für mich natürlich eine absolute Premiere.“

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