Bayern und die Wittelsbacher – das gehört irgendwie zusammen. Wenig bekannt ist, dass das ehemalige Königshaus auch in Ungarn ein Schloss hatte: Die Burganlage Sárvár im Westen Ungarns kam über Königin Marie Therese 1875 in den Besitz der Familie. Der landwirtschaftsbegeisterte Ludwig III. baute das etwas vernachlässigte ehemalige Wasserschloss zu einem landwirtschaftlichen Mustergut aus. Dort ist er auch gestorben. In der NS-Zeit war Sárvár Rückzugsort der Wittelsbacher vor Verfolgungsmaßnahmen der Nazis.
Alles lange her. Was blieb, war sehr viel wertvolles Inventar – in der Zeit des Kommunismus aber unerreichbar für die Wittelsbacher. Erst nach dem EU-Beitritt Ungarns 2004 stellten die Wittelsbacher Rückerstattungsansprüche. Katrin Stoll vom Auktionshaus Neumeister sichtete damals das Inventar – Kerzenleuchter, sehr viel Porzellan und auch Gemälde des bekannten Hofmalers Joseph Karl Stieler. Im März dieses Jahres wurde der komplette Ungarn-Besitz der Wittelsbacher versteigert – bis zur letzten Bouillon-Tasse (Silber, teilweise vergoldet, Schätzpreis bis zu 800 Euro) ging alles weg, berichtet Katrin Stoll vom Auktionshaus Neumeister. Allein vier Stieler-Gemälde, die an den Tegernsee gingen, erbrachten fast 500 000 Euro. Insgesamt wurden die Erlöserwartungen „um das Zweieinhalbfache“ übertroffen.
Vermutet wird, dass Ungarn damals nicht alles herausrückte. Problem: Für viele auf Sárvár verbliebene Gegenstände gibt es keinen Herkunftsnachweis. dw