Wer Gerhard Polt (79) kennt, der weiß: Lob ist dem Urbayer eher unangenehm. „Ich mach ja nur des, was ich a bisserl kann“, murmelt er dann. Und jetzt bekommt ausgerechnet er den Bayerischen Verdienstorden, die höchste Auszeichnung des Freistaats. Verdient! Eh klar! Seine Satire-Klassiker wie „Man spricht deutsh“ oder „Fast wia im richtigen Leben“ kennt und liebt jeder. Seine Texte sowieso. Aber so ein Preis ist halt für den bescheidenen Schlierseer auch ein bisserl unangenehm. Unser Redakteur Armin Geier erreichte Polt am Wochenende am Telefon. Ein Gespräch über den Ehrenpreis, aber auch über Pflegeheime und japanische Serien.
Grüß Gott, Herr Polt, Sie bekommen den Bayerischen Verdienstorden. Gratulation!
Herzlichen Dank.
Und? Wie fühlt man sich?
Ich bin schrecklich erkältet. Hab einen schlimmen Katarrh.
Oh. Gute Besserung. Aber ich meinte, wie man sich als Ordensträger fühlt…
Auch nicht anders. Ich hab mir da jetzt keinen großen Kopf drum gemacht.
Wie erfährt man eigentlich, dass einem der Preis verliehen wird? Bekommt man da einen Brief?
Nein. Da hat einer angerufen.
Der Herr Ministerpräsident höchstpersönlich?
Ich weiß es nicht. Mein Sohn ist rangegangen und hat es mir dann ausgerichtet.
Und dann?
Dann habe ich mich geehrt gefühlt. Wenn man etwas geschenkt bekommt, sagt man ja Danke. Das gehört sich. Ich bin jetzt aber ned aufs Hausdach rauf und bin da vor Freude rumgehüpft.
Das wär lustig gewesen.
Stimmt! Aber wie gesagt, so ein Preis sollte einen nicht so beschäftigen. Da gibt es Wichtigeres.
Was zum Beispiel?
Na ja, mein Sohn hat vor Kurzem geheiratet. Das war schön. Dann bin ich ja seit einer Weile Großvater. Die Kleine sehe ich derzeit aber wenig, weil wir viele Auftritte haben.
Was ja gut ist, oder?
Ja, natürlich. Die Bühne ist meine Welt. Aber zu Corona-Zeiten ist das schon auch teils alles Wahnsinn.
Inwiefern?
Weil das Virus anscheinend überall anders ist. Als wir im Prinzregententheater in München aufgetreten sind, musste da das ganze Publikum Maske tragen. Dann waren wir in Regensburg: Da war der Saal voll und die Menschen plötzlich ohne Maske. Auch in Berlin war es so. In Leipzig hingegen war wegen der Corona-Maßnahmen nur die Hälfte des Publikums erlaubt. Wir haben gemerkt: Da sind die Regeln völlig willkürlich. Irgend so ein Land-Patriarch interpretiert da das Virus anscheinend immer, wie er gerade will. Aber, wie gesagt: Ich stehe trotzdem gern auf der Bühne – und komm dann gern wieder nach Hause.
An den schönen Schliersee.
Ja, der ja jetzt berühmt geworden ist.
Inwiefern?
Wegen des Pflegeheims halt, das bei uns schließen musste – weil die Missstände dort so schlimm waren. Das ist traurig. Besonders, dass die Schließung so lange gedauert hat. Da haben bestimmte Leute lange Bescheid gewusst. Auch aus unserer Familie war dort jemand untergebracht – wir haben den Verwandten aber schnell wieder rausgeholt.
Also gibt es auch einen persönlichen Bezug…
Ja, aber den gibt es ja in der Heimat fast immer. Fest steht: Die Pflegesituation ist ein Thema, das mich derzeit sehr beschäftigt. Wo ich möglicherweise auch etwas auf die Beine stellen will.
In einem Programm?
Möglich. Das Heim hat gefühlt jedem Konzern mal gehört. Da geht es um sehr viel Geld, um Aktienkurse. Der Mensch ist uninteressant. Es wurde auch einfach nicht reagiert. Ich finde: Wie wir in Zukunft unsere Alten versorgen – darüber muss mehr gesprochen werden. Davon bin ich fest überzeugt.
Sie sind mit dem Sozial- und Pflege-Experten Claus Fussek befreundet…
Ja, der Claus Fussek ist ein Guter. Er kennt sich aus, und ich werde mich demnächst mal mit ihm zusammensetzen. Mal schaun, was da rauskommt.
Im Alter von 79 ein strammes Programm. Respekt!
Ja, aber das brauch ich ja. Ich bin im Moment sehr eingespannt. Ich synchronisiere auch gerade so eine Serie aus Japan.
Worum geht’s denn da?
Ach, das mach ich für meinen Sohn. Der ist bei dem Projekt involviert. Das ist eher eine japanische Seifenoper.
Und wen sprechen Sie da? Den grantigen Bootsverleiher?
Polt (lacht): Nein – ist nichts Großes. Die Arbeiten haben auch gerade erst angefangen… So jetzt muss ich aber aufhören zu reden. Ich brauch meine Stimme noch für die Bühne. Also Servus.