Hunderte Strom- und Gasversorger erhöhen die Preise

von Redaktion

Auswertung von Vergleichsportalen: Senkung der EEG-Umlage wird von anderen Effekten übertrumpft

München – Hunderte Strom- und Gasversorger haben ihre Preise angehoben oder Erhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt. Für Millionen Verbraucher bedeutet dies teils erhebliche Mehrkosten.

Eine Auswertung des Tarifportals „Switchup“ für die Bild-Zeitung ergab, dass 180 Strom- und 392 Gas-Grundversorger im zweiten Halbjahr 2021 oder zum Jahreswechsel Preiserhöhungen ankündigten. Der durchschnittliche Aufschlag liegt demnach bei 10,8 Prozent für Strom und 26,6 Prozent für Gas. Auf eine vierköpfige Familie gerechnet wäre das eine Mehrbelastung von 581 Euro im Jahr – 177 Euro für Strom und 404 Euro für Gas.

Bei Preisänderungen hatten die Grundversorger bis zum Freitag Zeit, diese anzukündigen. Nach Angaben des Vergleichsportals „Check24“ gibt es beim Gas sogar 439 Grundversorger, die ihre Preise erhöht oder dies angekündigt haben – im Durchschnitt belaufen sich die Erhöhungen demnach auf 24,6 Prozent und betreffen rund 2,7 Millionen Haushalte. Beim Strom haben laut „Check24“ 192 Grundversorger bereits erhöht oder dies angekündigt. Im Schnitt liegt die Teuerung bei 9,0 Prozent. Lediglich 21 Stromgrundversorger senken demnach die Preise zum Jahreswechsel um durchschnittlich 2,3 Prozent.

Auch nach Angaben des Vergleichsportals „Verivox“ ist bei den Strompreisen, die für Haushalte in Deutschland „höher als nirgendwo sonst auf der Welt“ seien, keine Entlastung in Sicht. Seit der zweiten Jahreshälfte hätten 194 regionale Stromversorger Preiserhöhungen von im Schnitt sieben Prozent angekündigt. Strompreissenkungen gebe es bei 22 regionalen Stromversorgern – im Schnitt um 31 Euro pro Jahr. Auch 2022 bleibe Deutschland wohl „Strompreisweltmeister“, erklärte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms in Deutschland, die von 6,5 Cent auf 3,7 Cent pro Kilowattstunde abgesenkt wird, verringere sich zwar „deutlich“, doch steigende Netzgebühren und hohe Beschaffungskosten sorgten „weiterhin für Preisdruck“.

Die Börsenstrompreise sind nach Angaben der Portale stark gestiegen. Grund seien unter anderem die steigende Nachfrage nach Elektrizität und „geringere Erzeugungskapazitäten aufgrund des Steinkohleausstiegs“ – aber auch der steigende Preis für Erdgas. Beim Gas zwingen laut Storck „der steigende CO2-Preis, höhere Netzgebühren und historisch hohe Großhandelspreise“ die meisten Versorger zu Erhöhungen.

Der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, appellierte angesichts der Erhöhungen an die Politik. „Nötig sind ein höheres Wohngeld, ein Aussetzen von Strom- und Gassperren sowie Tempo beim Ausstieg aus den fossilen Energien“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Niemand dürfe „wegen der Preissprünge frieren“.  afp

Artikel 4 von 4