München – Im Kampf gegen Corona steht ein neues Medikament zur Verfügung. Es wird ambulant in der Frühphase der Erkrankung verabreicht und kann bestimmten Patienten einen Krankenhausaufenthalt ersparen. „In klinischen Studien hat sich herauskristallisiert, dass das Mittel zu mehr als 80 Prozent vor schweren Verläufen schützt“, berichtet der Infektiologe Dr. Christoph Spinner vom Uniklinikum rechts der Isar. Dort wird das Mittel seit dieser Woche in einem neu gegründeten Antikörperzentrum eingesetzt. Es soll dabei helfen, viele Krankenhausaufenthalte zu verhindern.
Das Präparat mit dem Handelsnamen Ronapreve (Casirivimab/Imdevimab) ist erst vor elf Tagen von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für den breiten Einsatz zugelassen worden. Es beinhaltet neutralisierende Antikörper gegen das Sars-Cov-2-Virus. Sie sind aus dem Blut von Genesenen im Labor nachgebaut worden und können jetzt in großen Mengen hergestellt werden. „Sie verhindern, dass die Coronaviren in die menschlichen Zellen eindringen. Dadurch können sich die Viren nicht vermehren und werden praktisch schachmatt gesetzt“, erklärt Spinner. Allerdings muss das Medikament in den ersten sieben Tagen nach Beginn der Symptome verabreicht werden. Und es wirkt nur bei Patienten, die keine oder nicht genügend Antikörper im Blut haben. Das können chronische Kranke oder Ungeimpfte oder Menschen sein, deren Impfschutz bereits stark nachgelassen hat.
So wie bei Franz Meier (Name geändert): „Ich bin im April zum zweiten Mal mit Astrazeneca geimpft worden“, erzählt der 66-jährige Münchner Arzt. Vergangene Woche bekam er plötzlich Erkältungssymptome: Er hustete, seine Nase lief, die Augen tränten. Corona positiv. Von einem Arzt-Kollegen bekam er den Tipp, das neue ambulante Antikörperzentrum aufzusuchen. Dort bekam er am Freitag eine Infusion mit den Antikörpern. „Heute geht es mir ganz gut, ich kann von zu Hause aus arbeiten“, so Meier gestern. „Entscheidend ist, dass sich positiv Getestete frühzeitig nach Auftreten der ersten Symptome melden“, betont Spinner. Über die Checkliste auf der Website www.med2.mri.tum.de (Punkt Patientenversorgung anklicken) erfährt man, ob man für die Antikörper-Therapie infrage kommt. Ärzte können das Zentrum direkt kontaktieren. ANDREAS BEEZ