IMPFSTOFF-STREIT

Spahn verteidigt Deckelung von Biontech-Dosen

von Redaktion

Berlin – Die Kritik war heftig nach der Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Zuteilung des Corona-Impfstoffes von Biontech zu deckeln. Ärztevertreter monierten Mehraufwand. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beklagte „desaströse Kommunikation“. Also holte sich Spahn am Montag Experten zur Seite, um in der Bundespressekonferenz die Entscheidung zu verteidigen. „Es ist leider der Eindruck entstanden, wir wollen nur den Verfall von eingelagertem Impfstoff von Moderna vermeiden“, sagte Spahn. Hauptgrund sei aber die hohe Booster-Nachfrage.

Anders gesagt: Alleine mit Biontech kommt man nicht aus. Von Biontech habe man bis Jahresende 24 Millionen Dosen, von Moderna 16 Millionen Booster-Dosen sofort. Spahns Vorgehen sorgte auch deshalb für Kritik, weil Deutschland gleichzeitig Biontech-Impfstoff über die Initiative Covax an arme Länder gibt. Deutschland spendet heuer 68 Millionen Impfdosen, hauptsächlich Astrazeneca und Johnson & Johnson. Auch zehn Millionen Biontech-Dosen sind zugesagt.

Den Großteil dieser Zusage – 8,8 Millionen Dosen – erfüllt man nun ausgerechnet in dem Monat, in dem Spahn die Lieferungen an deutsche Ärzte limitiert. Die internationale Impfstoffverteilung plane man langfristig, sagte Spahn dazu am Montag. Die November-Zusagen habe man im August gemacht. Die Zusagen an Covax für Dezember habe man kassiert.

Der Biontech-Impfstoff ist in Deutschland beliebt. Ärzte erwarten hohen Beratungsbedarf und Absagen, wenn sie jetzt mehr Moderna verimpfen müssen. „Mir ist bewusst, dass die kurzfristige Umstellung zu Aufwand und Stress bei Helfern vor Ort führt. Das weiß ich und das bedaure ich“, sagte Spahn. Dabei ist das Moderna-Vakzin laut Studien genauso gut. „Beide haben eine Wirksamkeit von 90 Prozent und eine Wirkdauer von fünf bis sechs Monaten nach der Zweitimpfung“, sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts in der Bundespressekonferenz. Leif Eric Sander von der Berliner Charité sagte, jeder Erwachsene könne sich Moderna spritzen lassen, auch nach vorheriger Impfung mit anderen Vakzinen. Nur für Personen unter 30 Jahren sei Moderna nicht empfohlen wegen einer minimal höheren Zahl an Nebenwirkungen. Schwangeren wird ebenfalls Biontech empfohlen.

Spahn unterstrich am Montag erneut die Bedeutung der Impfung. „Wer nicht geimpft ist, wird sich in den nächsten Monaten anstecken“, so der Minister. Zynisch formuliert hieße das, wahrscheinlich werde am Ende des Winters so ziemlicher jeder in Deutschland „geimpft, genesen oder gestorben sein“. S. REICH

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