Bei „Gmund Papier“ am Tegernsee produzieren sie jedes Jahr im Vorfeld der Feiertage tausende Weihnachtskarten. Frederik Deobald ist Manager für Produktentwicklung.
Heutzutage schreiben viele Menschen eine Whatsapp-Nachricht zum Fest. Stirbt die Weihnachtskarte aus?
Auf gar keinen Fall. Der gesamte Grußkartenmarkt wächst seit Jahren stark. Das liegt daran, dass die Kunden immer dann zugreifen, wenn sie etwas Besonderes sagen wollen. Die Postkarte aus dem Urlaub wird mittlerweile durch ein digitales Bild ersetzt. Aber wenn man zum Geburtstag gratuliert oder Weihnachtsgrüße sendet und zeigen möchte, dass man die Menschen wertschätzt, greift man zur Karte. Da wird ja auch ein Gefühl transportiert: Jemand hat sich bewusst Zeit genommen, etwas ausgesucht und beschriftet. Dagegen kommen digitale Nachrichten nicht an.
Wie viel muss man bei Ihnen für eine Karte auf den Tisch legen?
Die meisten Grußkarten kosten fünf Euro, mit wenigen Ausnahmen. Die Leute sind bereit, das für besondere Karten für Familienanlässe zu zahlen.
Was ist momentan das beliebteste Stück?
Die Serie „Spuren im Schnee“. Die Motive für unsere Weihnachtskarten entstehen in Gmund in der Grafikabteilung. Karten mit Aquarellen und dezenten Motiven sind sehr gefragt. Wir verfolgen den Grundsatz: mehr Papier, weniger Bilder. Es gibt einen kleinen Weihnachtsmann und einen Fuchs, der durch die Winterlandschaft läuft. Die Spuren des Fuchses werden nicht gemalt, sondern entstehen durch eine Blindprägung. Dabei wird mit einem Stempel das Papier geprägt. Sehr beliebt sind auch der mit Geschenken vollgepackte Schlitten und eine Winterlandschaft. In der Serie gibt es elf Motive, sechs davon sind schon ausverkauft. Die Nachfrage ist noch höher als 2020.
Woran liegt diese Entwicklung?
Ich glaube, dass die fehlenden Kontakte und Feste, zu denen man nicht viele Leute einladen kann, dazu geführt haben, dass mehr Karten geschrieben werden. Und vielleicht haben die Menschen mehr Zeit dazu, weil der Alltag entschleunigt ist.
Sie haben Papier mit Gras oder Hanf im Sortiment. Kommt das auch bei Weihnachtskarten zum Einsatz?
An Weihnachten nehmen wir Papier, in das Baumwollfasern eingearbeitet sind. Das vermittelt ein unglaublich weiches Griffgefühl und macht eine edle Grußkarte. Das grüne Chlorophyll-Papier mit Gras steht an Weihnachten nicht im Vordergrund, sondern eher Farben wie Gold, Weiß oder Merlot.
Behalten Sie selbst alle Karten, die Sie bekommen?
Ich hebe die allermeisten auf. Etwas Nettes stellt man sich gerne auf den Schreibtisch. Wir wissen, dass unsere Karten oft aufbewahrt werden.
Interview: Alexandra Schöne