Ein Konzertjahr der Superlative
Nach den vielen coronabedingten Absagen soll 2022 für München zum Konzertjahr der Superlative werden. Tote Hosen, Die Ärzte oder Ed Sheeran – die Liste nationaler und internationaler Stars ist zu lang, um sie aufzuzählen. Applaus, Applaus: Auch die Sportfreunde Stiller kommen 2022 mit einem neuen Album zurück. Wann genau, ist noch offen. Gut möglich, dass sie einige Songs auf ihrer Tour 2022 mit Herbert Grönemeyer vorstellen. Der Sänger feiert sein Album „Mensch“, das vor 20 Jahren erschien. Am 8. Juni kommen Sportfreunde und Grönemeyer in die Münchner Olympiahalle.
Richtig zur Sache soll es auf der Messe München in Riem gehen. Dort will der Grazer Unternehmer Klaus Leutgeb vier Open-Air-Konzerte mit bis zu 150 000 Fans durchziehen. Drei Mega-Stars stehen schon fest: Andreas Gabalier, Helene Fischer und Robbie Williams. Der vierte im Bunde? Noch unklar, aber auch die Stones haben für 2022 ein Album angekündigt – ohne den 2021 verstorbenen Drummer Charlie Watts.
Auch spannend: Die Pinakothek der Moderne feiert 20-jähriges Bestehen. Für Kinofans wird die Verkündung des neuen „James Bond“-Darstellers ein Fest, die 2022 ansteht – oder der Darstellerin?
Passionsspiele in Oberammergau
Auch Jesus hatte es zuletzt nicht leicht. Zumindest seine irdischen Stellvertreter, die bei den Passionsspielen in Oberammergau in seine Rolle schlüpfen. Bart und Haare wachsen lassen, dann wegen Corona Haarkommando zurück. Jetzt sprießt es wieder, denn 2022 sollen die 2020 verschobenen Passionsspiele endlich stattfinden. Wann? Von 14. Mai bis 2. Oktober.
Wird das Oktoberfest zum Septemberfest?
Zwei Mal in Folge musste das größte Volksfest der Welt ausfallen. Zwar heißt es, aller guten Dinge sind drei, aber die Stadt München arbeitet daran, dass dem nicht so kommt. Klar ist, dass es eine 2G-Wiesn werden wird – und womöglich wird aus dem Oktober- ein Septemberfest, denn die Stadt denkt darüber nach, das Fest ein oder zwei Wochen vorzuverlegen, um einer Corona-Herbstwelle zuvorzukommen.
Die kritischen Spiele: Peking und Katar
Olympische Winterspiele fallen immer ins Jahr der Fußball-WM – doch noch nie lagen die Events so weit auseinander und waren die Austragungsorte so verwunderlich. Peking ist vom 4. bis 20. Februar mit Schnee-Zauber dran, das WM-Finale steigt am vierten Advent in Katar.
Peking ist der erste Standort, der nach den Sommerspielen auch Winterspiele austrägt. Schon 2008 richtete die Welt ihren Blick auf das Riesenreich, demokratischer geworden sind die Strukturen in China seitdem nicht, weswegen führende westliche Nationen die Spiele politisch boykottieren werden. Die Athleten treten also an, Staatsoberhäupter und Minister werden mehrheitlich nicht nach Peking reisen.
Bereits vor elf Jahren vergab die FIFA die Fußball-Weltmeisterschaft an Katar. Bundestrainer damals: Jogi Löw. Sein Nachfolger Hansi Flick muss sein erstes großes Turnier also an einem umstrittenen Ort bestreiten. Bis zu 15 000 Menschenleben soll der Bau der Anlagen im Wüstensand gekostet haben; Menschenrechts-Organisationen fordern zum Boykott auf, dem stehen Wirtschaftsbeziehungen gegenüber, die speziell Deutschland zu dem reichen Emirat unterhält. Der Standort ist nicht nur politisch heiß. Im Sommer klettert das Thermometer auf über 40 Grad, weswegen von 21. November bis 18. Dezember gespielt wird. Die große Frage lautet: Stellen die Fans ihre Bedenken hintan, wenn der Ball erst einmal rollt? Es ist jedenfalls alles nicht mehr so, wie es einmal war.
Zum 50. die European Championships
Zehn Tage lang, vom 11. bis zum 21. August, richtet München zum 50-Jährigen seiner Olympischen Spiele von 1972 die European Championships mit EM-Wettbewerben in neun Sportarten aus, darunter die Königsdisziplin Leichtathletik und das publikumswirksame Kunstturnen. Das Sammel-Format, erstmals erprobt vor vier Jahren in Berlin, ist kommerziell unverdächtiger als die IOC-Spiele, weil bestehende Sportstätten wie der Olympiapark und die Ruderregattastrecke in Oberschleißheim genutzt werden. Mini-Olympia mit sauberem Image – willkommen.
Ende Mai fällt beim FIS-Kongress in Portugal die Entscheidung, ob Garmisch-Partenkirchen 2027 die Alpine Ski-WM ein drittes Mal nach 1978 und 2011 erhält.
Auf Steinmeier folgt? Wohl Steinmeier
Am 13. Februar wählt die Bundesversammlung den neuen Bundespräsidenten. Und so, wie es aussieht, bleibt Frank-Walter Steinmeier (65) im Amt. Bisher ist niemand in Sicht, der ihm das Amt streitig machen könnte. Dass seine Parteifreunde von der SPD die CDU auf die Oppositionsbank verbannt haben, macht seine Aussichten noch rosiger. Ein Unsicherheitsfaktor sind die Grünen, die gerne eine Frau im Schloss Bellevue sähen. Aber ob sie die Koalition mit so einem Konflikt belasten? Die FDP hat sich zu Steinmeier bekannt.
Landtagswahlen – auch im Ex-Laschet-Land
Was wäre ein Jahr ohne Landtagswahlen. Am 27. März will Tobias Hans (CDU) im Saarland an der Regierung bleiben. Am 8. Mai steht in Schleswig-Holstein Daniel Günther (CDU) zur Wiederwahl. Am 15. Mai wählt Nordrhein-Westfalen. Die Wahl steht nach dem Bundestagswahl-Debakel des früheren Landeschefs Armin Laschet besonders im Fokus. Laschets Nachfolger wurde Hendrik Wüst. Zum Abschluss wählt am 9. Oktober Niedersachsen. Hier regiert aktuell eine Koalition aus SPD und CDU unter dem SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil.
Deutschland zählt seine Bürger
Elf Jahre nach dem letzten Zensus steht wieder eine Volkszählung an. Ab 15. Mai erhalten rund 10,2 Millionen Bundesbürger per Post die Info, dass sie vom Statistischen Bundesamt zufällig ausgewählt wurden. Die Teilnahme ist verpflichtend, die Daten werden anonymisiert ausgewertet, personenbezogene Daten wieder gelöscht.
Mit dem Zensus sollen präzise Bevölkerungs- und Wohnungszahlen erhoben werden, um eine verlässliche Planungsgrundlage für Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden zu schaffen. Und es sollen Ungenauigkeiten in den Melderegistern behoben werden, die entstehen, wenn sich Menschen etwa nach Umzügen noch nicht am neuen Wohnort angemeldet haben. Außerdem werden Daten zu Bildung und Ausbildung oder zur Erwerbstätigkeit abgefragt. Die Gesamtkosten des Zensus: 1,5 Milliarden Euro. Der Zensus erfolgt EU-weit.
Die EU blickt nach Frankreich
2022 steht auch im Zeichen wichtiger Wahlen in EU-Staaten. Die größte Aufmerksamkeit gilt sicherlich zunächst der Präsidentschaftswahl in Frankreich im April, wo Amtsinhaber Emmanuel Macron um seine Wiederwahl kämpfen muss. Derzeit führt er die Umfragen an, kann sich eines Sieges im zweiten Wahlgang aber nicht sicher sein. Gleichzeitig hat Macron im ersten Halbjahr 2022 die EU-Präsidentschaft inne, im Juni wird zudem die Nationalversammlung neu gewählt.
Mit Spannung erwartet wird in der EU die Parlamentswahl im Frühjahr in Ungarn. Dort will der Rechtspopulist Viktor Orban mit seiner Fidesz-Partei die absolute Mehrheit verteidigen.
Ebenso gewählt wird im ersten Halbjahr in Malta und Slowenien. Ab 1. Juli übernimmt die Tschechische Republik die EU-Ratspräsidentschaft. In Schweden wird im September und in Lettland im Oktober gewählt.
G7-Vorsitz und ein Gipfel in Elmau
Am 1. Januar übernimmt Deutschland für ein Jahr den G7-Vorsitz. Traditionell stimmen sich in dem informellen Forum die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, die USA sowie als Beobachter die Europäische Union) über globale Fragen ab. Der Gipfel wird wie 2015 wohl auf Schloss Elmau stattfinden – vom 26. bis 28. Juni. Angesichts der weltpolitischen Lage könnte das Treffen von massiven Protesten begleitet werden.
Das Ende der deutschen Atomkraft
Der Abschied auf Raten findet am 31. Dezember sein Finale. Dann beendet Deutschland seine Atomkraft-Ära und die letzten Atomkraftwerke fahren runter. Konkret sind das die noch aktiven Kraftwerke Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim in Baden-Württemberg.
ALEXANDER WEBER, KATJA KRAFT, GÜNTER KLEIN, MARC KNIEPKAMP, WOLFGANG HAUSKRECHT