5 FRAGEN AN
Andrew Ullmann aus Würzburg ist Infektiologe und Bundestagsabgeordneter der FDP. Er fordert eine bessere Corona-Datenerfassung in Deutschland.
In Deutschland wird im Gegensatz zu England nicht unterschieden, ob jemand mit oder wegen Corona ins Krankenhaus kommt. Warum ist das wichtig?
Weil wir wissen müssen, was die Ursache für einen Krankenhausaufenthalt ist. Wir sehen in Daten aus anderen Ländern, dass seit Omikron zehn bis 40 Prozent der Fälle mit, aber nicht wegen Covid eingewiesen werden. Das hat politische Implikationen, etwa bei Debatten um die Impfpflicht.
Welche politischen Folgen hat es, wenn die Zahlen nicht getrennt erfasst werden?
Die Maßnahmen der Politik müssen verhältnismäßig sein. Die Datenerfassung ist dabei ganz wichtig – und auch umsetzbar. Sie beeinflusst die Hospitalisierungsrate und damit direkt die ausgesprochenen Maßnahmen.
Warum gewinnt die differenzierte Erfassung durch Omikron an Bedeutung?
Omikron hat die große statistische Herausforderung, dass viele sich damit infizieren, aber nicht so viele krank werden. Viele Infektionen bedeuten zu einem Zeitpunkt X auch viele stationäre Einweisungen. Diese ersten Tendenzen sind in England bereits zu erkennen, wo die Statistik leider weiter ist als in Deutschland. Sie erfassen eine große Zahl von Omikron-Infektionen – und seit ein paar Tagen steigen dort auch die Hospitalisierungsraten. Wieder einmal.
Führt uns Omikron zum Ende der Pandemie?
Vielleicht. Wir wissen das nicht. Ein Modell ist die Überlegung, dass sich so viele Menschen infizieren, dass nachhaltige Immunität entsteht. Das wäre wie eine Art Lebendimpfstoff. Das Risiko einer Durchseuchung der Bevölkerung ist jedoch nach wie vor zu hoch, weil es auch schwere Verläufe gibt. Wir wissen, dass eine Pandemie in verschiedenen Wellen läuft. Wir müssen uns noch ein bisschen in Geduld üben. Aber wenn Omikron tatsächlich viele infiziert, ohne hohe Krankheitslast und Sterberate, bin ich sehr optimistisch, dass wir nächsten Winter mit einem Glühwein auf die Adventszeit anstoßen können.
Wann könnten die Maßnahmen enden?
Wenn alles gut geht, können wir noch dieses Jahr weg von einer Maskenpflicht hin zur freiwilligen Maskennutzung. Für mich persönlich ist die Maske allerdings keine Belastung.
Interview: Laura May