Frankfurt – Für die 148 nominierten deutschen Olympia-Starter wird die Mission Winterspiele ein Wettkampf gegen Omikron bleiben. Bis zum Eintreffen in den olympischen Dörfern lauert die größte Ansteckungsgefahr vor und während der Anreise. Ein großes Glücksspiel? „Es ist so. Wir haben Dinge, die wir nicht komplett im Griff haben“, sagt Barbara Gärtner, Virologin des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Trotz allen Testens kann man keinen hundertprozentigen Schutz garantieren.“
Einmal in China angekommen, dürfte das Leben in der geschlossenen Olympia-Blase mehr Sicherheit in der Pandemie als anderswo auf der Welt bieten. Für die Winterspiele vom 4. bis 20. Februar werden Sportler, Trainer und Betreuer abgeschirmt von der Bevölkerung sein. „Ich würde sagen, dass die Athleten im Augenblick in Peking sicherer sind als in Deutschland“, sagt die Expertin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Denn wer sich in die Blase begibt, muss vollständig geimpft sein und regelmäßig PCR-Tests machen.
In Sicherheit wiegen darf man sich in den Athleten-Dörfern jedoch nicht: Die Corona-Gefahr könnte nach Ansicht von Gärtner in Peking sogar größer werden als zuletzt im Sommer bei den Tokio-Spielen. „Das Problem heißt Omikron. Bei einem Erreger wie diesem kann es problematischer werden, wenn er einmal eingeschleppt wird in die Blase, weil die Übertragungsfrequenz höher ist.“
Bei der ersten Anreisewelle von Olympia-Beteiligten sind bereits 39 Corona-Fälle festgestellt worden. Wegen der rigiden Covid-Strategie in China erwartet Gärtner, dass strikter als in Tokio mit infizierten Sportlern umgegangen werden könnte. Es sei eine „andere Gedankenwelt als die unsere“ in einem Land, das ganze Städte bei nur wenigen Infektionen abriegeln würde. Alle deutschen Olympia-Teilnehmer fliegen geimpft nach Peking. „Es gab sehr wenige Athleten, bei denen ein Extra-Gespräch notwendig war, um sie vom Impfen zu überzeugen“, sagt Gärtner.
Nach der Kritik an dem chinesischen Richtwert von PCR-Tests bemüht sich das Internationale Olympische Komitee jetzt, die Angst der Athleten vor falsch-positiven Ergebnissen zu entkräften. Dies könnte Genesene treffen, in deren Körper nach der Ansteckung noch längere Zeit eine höhere Viruslast feststellbar ist. Umstritten ist dabei der CT-Wert, der angibt, wie ansteckend ein Infizierter ist. In China gilt eigentlich der Wert CT 40, in Deutschland CT 30. Je niedriger der Wert ist, als desto ansteckender gilt eine Person. Wohl als Reaktion auf die Diskussion darüber haben die Organisatoren die Regeln etwas gelockert. Kern der vom Olympischen Komitee gestern veröffentlichten Vorgaben ist die Festlegung des Werts für einen positiven Test auf unter 35. A. SCHIRMER
Peking lockert umstrittenen Richtwert