Freising – Willi Ottowa weiß, wie es sich anfühlt, seine Heimat verlassen zu müssen. „Wenn ich diese Bilder sehe von diesen Kämpfen und ich mich zurückerinnere, wie wir aus dem Luftschutzkeller gekommen sind und unser Haus war nur noch ein Haufen von rauchenden Trümmern – das tut einem im Herzen so weh“, erzählt der heute 81-Jährige.
1946 ist Ottowa zusammen mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern aus Troppau im Sudetenland ausgewiesen worden. Auch sie sind damals – wie die ukrainischen Flüchtlinge heute – Richtung Westen gegangen, bis die Familie in Freising landete. Für den Malermeister und Kommunalpolitiker war Freising ein „Glücksfall“. Er fühlt sich dort wohl, und der familiäre Malerbetrieb ist dort schon in der vierten Generation. Ab und zu hilft er dort sogar selbst noch aus.
Doch „wenn ich jetzt das Leid der Menschen sehe und wie die Mütter mit den Kindern an den Bahnhöfen stehen, habe ich manchmal Tränen in den Augen“, sagt Ottowa. Immer wieder denkt er auch an seine Mutter: „Sie war eine Löwin und ist mit uns vier Kindern an der Hand durch dick und dünn gegangen.“ LEONIE HUDELMAIER