Wolfratshausen – Was ein Krieg vor allem mit Kindern macht, hat Christian Steeb am eigenen Leib erfahren müssen. Ende 1944 habe er als Bub nur noch angezogen geschlafen und praktisch in Bunkern gehaust. Einmal haben er und seine Familie mitbekommen, wie die Nachbarstadt Geretsried angegriffen worden ist. „Das war am helllichten Tag. Meine Mutter hat gesagt ,Jetzt sind wir dran’“, erinnert sich der heute 82-Jährige.
Auch wenn die Familie in Wolfratshausen verschont geblieben ist, hat das Erlebte Spuren hinterlassen. „Ich war ja ein Kriegskind, und das ist irgendwie auch in einem drin“, sagt Steeb. Nach dem Krieg sei er auch „furchtbar nervös“ gewesen. Bei den Geschehnissen in der Ukraine „kommt schon alles wieder hoch – das ist klar“.
Als Heimatforscher hat er die letzten Tage des Kriegs in Wolfratshausen in einem Buch mit dem Titel „Der erste und der letzte Tag des Dritten Reiches in Wolfratshausen“ dokumentiert. Jetzt hat er auch immer seine vier Enkel im Hinterkopf: „Hoffentlich geht’s denen weiter gut. Weil was ist das für eine Welt mittlerweile?“, fragt Steeb mit Blick auf die Situation in der Ukraine. LEONIE HUDELMAIER