Kölns Karneval als Corona-Party

von Redaktion

In NRW steigen die Infektionszahlen stark – aber warum auch im Rest der Republik?

München/Köln – Es wurde geschunkelt, getanzt, gesungen und gelacht. Trotz Corona und Ukraine-Krieg feierten die Jecken in Köln ihren Karneval. Der Rosenmontagsumzug fiel zwar aus, in den Straßen und Kneipen wurde aber gefeiert – unter „2G+“, drinnen galt sogar „2G++“. Hier hatten also nur Geimpfte Zutritt, die geboostert oder genesen sind und die zusätzlichen einen negativen Test vorlegen konnten.

Trotz dieser Schutzmaßnahmen hat die Feierei wohl ihren Preis. Die Corona-Zahlen in Köln steigen aktuell stark an. Die Inzidenz lag Ende der Woche bei fast 2800. Die Inzidenz der 20- bis 29-Jährigen durchschlug unter der Woche sogar die 5000er-Marke. Katerstimmung auch bei der Uniklinik Köln: Knapp 700 Mitarbeiter sind aktuell infiziert oder in Quarantäne, sagte der Direktor Edgar Schömig dem „Kölner Stadtanzeiger“. Planbare Operationen müssten nun verschoben werden.

War der Karneval also ein Corona-Treiber? Seit gut einer Woche steigen die Inzidenzen in ganz Deutschland. Tag für Tag werden jetzt neue Rekordzahlen der Neuinfektionen gemeldet, inzwischen jenseits der Viertelmillion. Köln allein kann da kaum schuld sein. Experten verweisen vor allem auf den Omikron-Subtyp BA.2. Er dürfte in Deutschland mittlerweile verbreiteter sein als sein Vorgänger BA.1, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der dpa. Diese ansteckendere Variante, die gelockerten Corona-Regeln und das bei vielen Menschen vorherrschende Gefühl „Corona ist vorbei“ seien kombiniert die Gründe für die unschöne Trendwende.

Ist das nun eine sechste Welle oder nur ein „Höcker“ der fünften Welle? Da sind sich Experten uneinig. In den kommenden Wochen dürften die Zahlen weiter steigen. Watzl vermutet, dass die Inzidenzen auch nach dem Scheitelpunkt nur langsam sinken und auch im Sommer keine einstelligen Werte erreicht werden. „Bei uns im Modell ist der Scheitelpunkt der BA.2-Welle ungefähr Anfang April“, sagt Kai Nagel, Professor für Informatik und technische Physik an der TU Berlin.

Ein Lichtblick bei diesen Prognosen ist jedoch, dass die Belastung in Krankenhäusern in der Omikron-Welle bislang deutlich geringer war als in früheren Wellen. Die Omikron-Erkrankungen verliefen überwiegend mild. Trotz steigender Inzidenz falle die Anzahl der Intensiv-Patienten aktuell, berichtet die Intensivmediziner-Vereinigung Divi. ALEXANDRA PÖHLER

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