München – In der Münchner Immobilienbranche gab es schon immer Vermutungen, dass beim Verkauf des Opernpalais im Jahr 2012 auch Kapital aus Russland im Spiel war. Vertraute von Putin seien beteiligt gewesen, hieß es. Die Bild-Zeitung will nun aus „Investoren-Kreisen“ erfahren haben, dass Putin selbst der neue Eigentümer ist. Als Mittelsmann soll der befreundete Milliardär Arkadi Rotenberg fungiert haben, der ebenfalls auf der Sanktionsliste der USA steht. Wirklich belegen lässt sich das nicht, aber die Spuren führen bis zu den Rotenbergs.
Im Opernpalais, der einstigen Residenzpost direkt an der Oper, befinden sich heute Edelboutiquen, Praxen, Kanzleien, Cafés und Luxuswohnungen. Die Landesbank Baden-Württemberg und der Münchner Immobilienentwickler Accumulata verkauften das Objekt für 313 Millionen Euro. Offizieller Eigentümer ist die Opera Real Estate GmbH mit Sitz in Frankfurt. Das Unternehmen ist Teil einer Firmenkette, an dessen Ende die Melody Consolidated Ltd. auf den Britischen Jungferninseln steht. Das offenbarten die „Pandora Papers“, die 2021 tausende Steuerhinterziehungskonten in Steueroasen offenlegten. Eigentümer dieser Firma war damals ein russischer Geschäftsmann namens Ruslan Jewgenjewitsch Goryukhin – der wiederum für Arkadi Rotenberg arbeitete, einen der engsten Freunde von Wladimir Putin. Ob Rotenberg das Opernpalais im Auftrag Putins gekauft hat, bleibt letztlich Spekulation.
Für die Stadt bleibt die Frage, wie sie mit all dem umgehen soll und kann. Selbst wenn Firmengeflechte mit russischer Beteiligung nachweisbar seien, hätten Kommunen keine Handhabe, sagen viele Wirtschaftsexperten. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte am Freitag auf Anfrage: „Für eine Enteignung fehlt uns jegliche rechtliche Grundlage. Deshalb denke ich darüber auch nicht nach.“
KLAUS VICK, W. HAUSKRECHT