Der Taxler: Ausfälle waren „dramatisch“
Für’s Taxigewerbe ist die Wiesn extrem wichtig. „Die Wiesn ist ein Stimmungsbarometer für den weiteren Verlauf des Jahres“, sagt Thomas Kroker, Vorstand von Taxi-München. Der Ausfall der letzten beiden Jahre war für das Taxigeschäft „dramatisch“, sagt er. Während des Oktoberfests machen seine Fahrer bis zu 60 Prozent mehr Umsatz. Nur die Messewochen sind noch wichtiger fürs Geschäft – „aber die Wiesn ist einfach ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem die ganze Stadt lebt und pulsiert“, sagt Kroker.
Der Hotelier: Es wird schon fleißig reserviert
Max Schmidramsl betreibt den Gasthof Neuwirt in Ismaning und bei ihm ist alles „so wie früher halt“. Firmen haben für Wiesn-Zeit schon viele Zimmer bei ihm reserviert, obwohl noch nicht 100-prozentig sicher ist, ob das Oktoberfest stattfindet. Vor allem die Wochenenden sind gut gebucht von Gruppen, die per Bus kommen. „Grad die Italiener“, sagt Schmidramsl, haben viel reserviert. Die Wiesn macht zwei Prozent des Jahresumsatzes aus. Der Gasthof würde „auch ohne überleben“. Aber schön wäre es schon, wenn das Oktoberfest endlich wieder stattfinden könnte. „Irgendwann müssen wir auch mal wieder Geld verdienen“, sagt der Hotelier.
Auch im Hotel Amba am Münchner Hauptbahnhof drücken sie die Daumen, dass sich die Stadt für die Wiesn ausspricht. Die Vorfreude bei vielen Urlaubern und Wiesn-Fans ist groß. „Die Leute buchen jetzt schon“, sagt eine Mitarbeiterin. In den Jahren vor Corona waren während der Oktoberfestzeit immer alle Zimmer ausgebucht gewesen. So soll es heuer endlich auch wieder sein.
Der Schausteller: nur leichte Preiserhöhung
„Das Oktoberfest muss einfach stattfinden. Es gibt nichts, was dagegen spricht“, sagt Peter Bausch, Vorsitzender des Vereins Münchner Schausteller. Die Wiesn sei im Jahresplan der Schausteller der „absolute Höhepunkt“ und der gewichtigste Anteil des Geschäftsjahres. Nach zwei Jahren Pandemie und als Folge ausgefallenen Volksfesten und Weihnachtsmärkten sei die Situation der Schausteller prekär, sagt Bausch, der auf der Wiesn den „Top Spin“ betreibt. „Von allen Branchen hat es uns mit am schlimmsten getroffen.“
Der Schausteller-Chef hofft auf eine Wiesn ohne Beschränkungen. Preislich rechnet er mit leichten Erhöhungen. Aber in Krisenzeiten könne man die Mehrkosten sicher nicht eins zu eins auf die Gäste umlegen.
Der Trachten-Experte: Die Ware ist gekauft
Markus Höhn, Geschäftsführer des Trachtenherstellers Lodenfrey, geht fest davon aus, dass es eine Wiesn 2022 geben wird: „Wir haben schon die ganze Ware gekauft, das Wiesndirndl ist entworfen, unsere Social-Media-Aktionen und die Werbekampagnen – all das ist bereits geplant“, sagt er. „Im Stadion sind doch auch wieder 70 000 Leute erlaubt – warum sollte also die Wiesn nicht möglich sein?“
Auch wenn das Trachtengeschäft durch sein immer größer werdendes Alltags-Mode-Angebot nicht mehr so einen großen Stellenwert für Lodenfrey habe wie früher – für Höhn ist es dennoch wichtig, dass das Fest endlich wieder stattfindet. „Wir haben sonst das Gefühl, etwas fehlt in München.“ Lodenfrey generiere noch etwa 15 bis 20 Prozent seines Gesamtumsatzes durch Trachten, die Wiesn allein mache acht bis zehn Prozent aus. Wobei diese Zahlen heuer in die Höhe schießen dürften: „Wir rechnen damit, dass sich viele komplett neu einkleiden wollen“, sagt Höhn, „weil die Wiesn nach zwei Jahren Pause doch etwas sehr Besonderes ist.“
Händler: 160 Millionen Euro Umsatz
Dass die vergangenen zwei Wiesn ausgefallen sind, habe „schwerste Schäden“ in München hinterlassen, meint Wolfgang Fischer, Geschäftsführer von City-Partner, einem Verein für Münchner Innenstadthändler. „Das hat natürlich die Wirte am meisten getroffen, aber auch die Händler und Gastronomen in München.“ Rund 160 Millionen Euro Umsatz würden im Einzelhandel allein durch die Wiesnbesucher generiert. „Da geht es zum einen um die 16 Tage, in denen Gäste aus aller Welt die Zeit nutzen, um neben der Wiesn auch durch die Innenstadt zu bummeln“, sagt Fischer. „Das ist besonders für Gastronomen und Souvenirläden eine wichtige Zeit. Aber vor allem im Einzelhandel sind auch die drei Monate vor der Wiesn sehr bedeutend – wenn sich die Menschen von den neuesten Wiesn-Trends erfahren.“
Grundsätzlich sei es wichtig für das Lebensgefühl der Münchner, dass die Wiesn heuer wieder stattfindet, meint Fischer: „Das haben sich die Menschen nach den letzten zwei Jahren verdient. Und zwar so nah an der Normalität wie möglich – ohne Maske und Abstand.“ wha/kb/hg