München – Nahverkehr statt Auto, dicker Pulli statt Heizung – von allen Seiten wird gerade zum Sparen geraten. Und jeder kann einen Beitrag leisten, ohne sich zu sehr einschränken zu müssen. Kleine Kniffe und etwas mehr Bewusstsein im Umgang mit Ressourcen helfen schon beim Sparen von Strom, Gas und Wasser. Experten geben Tipps, welche Energiefresser wir im täglichen Leben ganz einfach abschalten können.
Passender Heizmodus
In den Frühjahrsmonaten muss immer weniger geheizt werden. Experten raten deshalb, die Heizung auf „Sommerbetrieb“ umzustellen. Damit werden die Heizkreisläufe abgeschaltet, und es wird nur noch warmes Wasser bereitgestellt. „Ältere Kessel müssen manuell umgestellt werden, neuere erledigen das automatisch“, erklärt Martin Brandis, Energieberater beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Heizungen schalten allerdings oft erst ab Außentemperaturen von 15 Grad automatisch um. „Es ist kein großer Komfortverlust, schon vorher auf Sommerbetrieb zu schalten“, schlägt Brandis vor.
So heizt man richtig
Wichtig ist, richtig zu heizen. Wer noch manuell einstellbare Thermostate am Heizkörper nutzt, sollte wissen, was die Stufen eins bis fünf bedeuten. Stufe eins entspricht laut Verbraucherzentrale einer Temperatur von zwölf Grad Celsius. Jede Stufe erhöht die Raumtemperatur um etwa vier Grad. Demnach entspricht Stufe fünf 28 Grad. Da jedes Grad weniger sechs Prozent Energie spart, lohnt es sich, exakt einzustellen.
Ein kalter Raum wird übrigens nicht schneller warm, dreht man die Heizung voll auf – aber der Energieverbrauch steigt. Laut der Verbraucherzentrale Thüringen stehen die Stufen nur für die gewünschte Höchsttemperatur, bei der das Thermostat die Wärmezufuhr anhält, der Aufheizprozess selbst werde nicht beschleunigt.
Ganz genau lässt sich die Temperatur über ein zentral programmierbares Thermostat regeln. Dieses misst die Raumtemperatur und regelt die Heizung entsprechend nach. Für ein Wohnzimmer sollen laut Verbraucherzentrale 20 Grad perfekt sein. Niedriger als 16 Grad sollte die Raumtemperatur aber nicht sein – sonst besteht Schimmelgefahr.
Armaturen tauschen
Bei der täglichen Körperpflege lassen sich Wasser und Strom sparen. Etwa mit der richtigen Armatur. Wer in einem alten Haus wohnt, hat oft noch separate Wasserhähne für kaltes und warmes Wasser. Langfristig lohnt es sich, auf Einhebelmischer umzustellen. Damit lässt sich die Temperatur schneller einstellen, und das Wasser muss nicht mehr unnötig lang laufen. Der Hebel mit der passenden Temperatur kann zudem für die nächste Dusche voreingestellt bleiben. Am Waschbecken ist es sinnvoll, den Einhebelmischer immer auf kalt zurückzustellen.
Außerdem gibt es auch wassersparende Duschbrausen, die mit fünf bis sechs Litern bis zu dreimal weniger Wasser verbrauchen als herkömmliche Duschköpfe.
Sparsam duschen
Auch das Waschverhalten bietet Sparpotenzial. Ratsam ist es, lieber den Wasserverbrauch als die Betriebstemperatur der Heizanlage herabzusenken. Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima erklärt: „Zwar sollte man die Temperatur nicht zu heiß einstellen, also nicht wesentlich über 60 Grad Celsius, aber aus hygienischen Gründen darf die Temperatur, mit der das warme Wasser in den Rohren zirkuliert, nicht unter 55 Grad liegen.“ Deswegen sollte man lieber die Zeit, in der die Wasserhähne auf sind, verkürzen. Konkret heißt das: Wasser beim Einseifen abstellen, kürzer duschen, Wasserhahn beim Zähneputzen abstellen und weniger baden.
Das macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar. Laut dem „Duschrechner“ der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kostet eine tägliche Dusche in Düsseldorf (Energiepreise von Ende 2021) mit 38 Grad Celsius, einem Duschkopf, der zehn Liter pro Minute ausschüttet, einem hydraulischen Durchlauferhitzer und einer Dauer von acht Minuten 419,52 Euro im Jahr. Allein zwei Minuten weniger würden die jährlichen Kosten auf 314,64 Euro senken. Eine Vier-Minuten-Dusche würde nur noch 209,76 Euro kosten. Selber kann man seine Duschkosten und das Sparpotenzial errechnen unter: www.verbraucherzentrale.nrw/duschrechner.
Das tägliche Geschäft
Sogar beim Toilettengang kann mit kleinen Umrüstungen eingespart werden. Wie das Service-Portal heizsparer.de errechnet hat, liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Toilettenspülung in Deutschland bei 35 Liter sauberem Trinkwasser je Einwohner. Das macht 27 Prozent des persönlichen Verbrauchs an Trinkwasser aus. Mit einem Sparspülkasten würde sich der Wasserverbrauch um ein Drittel senken lassen. Die Spartaste, also die kleine Taste an der Spülung, spart zusätzlich ein weiteres Drittel Wasser ein.
Kann der Spülkasten nicht einfach ausgetauscht werden, kann man für bis zu zehn Euro nachträglich eine Stoppvorrichtung in den Spülkasten einbauen. Damit wird nur so lange gespült, wie die Spülung gedrückt wird. Das senkt den Wasserverbrauch um die Hälfte.
Unnötiges Stand-by
Beim Strom ist die Devise: Geräte lieber ausschalten statt die Stand-by-Funktion zu nutzen. Laut dem Vergleichsportal Verivox kostet es einen Drei-Personen-Haushalt jährlich bis zu 150 Euro zusätzliche, wenn sämtliche Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik im Stand-by-Modus laufen. Stand-by bedeutet, dass ein Gerät an den Strom angeschlossen ist und jederzeit mit einem Knopfdruck angeschaltet werden kann. Häufig im Stand-by sind Fernseher. Eine komfortable Lösung ist eine schaltbare Steckerleiste, mit der sich auf einmal mehrere Geräte abschalten lassen.
Außerdem lohnt es sich laut Verbraucherzentrale, den WLAN-Router nachts auszuschalten und ungenutzte Ladekabel aus der Steckdose zu ziehen. Wie Verbraucherschützer errechnet haben, verbraucht ein Router im Dauerbetrieb so viel wie ein moderner Kühlschrank. Ein angestecktes, aber ungenutztes Handykabel kostet laut dem Stromkonzern Vattenfall zwar nur 20 Cent pro Jahr – auf alle deutschen Handynutzer hochgerechnet sind das aber trotzdem 11,6 Millionen Euro zusätzliche Stromkosten jedes Jahr.
Die richtige Birne
Wer Glüh- und Halogenbirnen durch sparsame LED-Leuchten ersetzt, spart laut Vattenfall 90 Prozent Strom. Übrigens: Strommessgeräte können kostenlos bei Verbraucherzentralen, beim Bayerischen Volkshochschulverband, Bund Naturschutz oder den Stadtwerken München ausgeliehen werden. So lassen sich einfach Energiefresser im eigenen Haushalt identifizieren.
Das Waschprogramm
Bei der Wäsche kommt es nicht nur auf das Gerät an, sondern auch auf das jeweilige Programm. Beim Neukauf sollte unbedingt auf die Energieeffizienzklasse geachtet werden. Klasse A hat den geringsten Energieverbrauch, Klasse G den höchsten.
Aber auch abseits der Effizienzklasse gibt es Spartricks. So muss man den Großteil der Wäsche nicht mit hohen Temperaturen reinigen. Normal verschmutzte Wäsche wird auch bei 30 oder 40 Grad sauber – das spart Geld. Denn mehr als drei Viertel der Energie schluckt das Gerät für die Wassererwärmung.
Bis zu 17 Euro pro Jahr können gespart werden, wenn zwei Waschgänge pro Woche mit 30 statt 60 Grad laufen, wie die Beratungsgesellschaft „co2online“ berechnet hat. Wer darüber hinaus auf Öko-Programme setzt, kann weitere 33 Euro pro Jahr sparen. Und 55 Euro Ersparnis sind möglich, wenn man die Wäsche nicht in den Wäschetrockner steckt, sondern im Sommer auf den Wäscheständer hängt.
Deckel auf den Topf
Kochen ohne Energie ist nicht möglich – aber auch hier lässt sich sparen. Beim Wasserkochen sollte immer der Deckel auf den Topf – so kocht das Wasser schneller. Im Wasserkocher gilt: Nur so viel Wasser erhitzen, wie auch benötigt wird. Beim Garen von Lebensmitteln reichen laut Verbraucherzentrale schon ein bis zwei Zentimeter Wasser aus. Und beim Backofen empfiehlt sich der Umluft-Modus. Im Vergleich zur Ober- und Unterhitze spart das 15 Prozent Energie. Übrigens: Bei den meisten Produkten kann auf das Vorheizen verzichtet werden.
Der sparsame Abwasch
Nach dem Essen kommt der Abwasch und dabei gilt: Je voller die Maschine, desto sparsamer, weil mit derselben Menge Wasser und Energie mehr Geschirr gesäubert wird. Laut der Verbraucherzentrale passen in eine Standard-Spülmaschine etwa 80 Teile – inklusive kleiner Gegenstände wie Besteck. Auch hier sollten Ökoprogramme statt Schnellwaschprogramme verwendet werden. Übrigens: Vorspülen ist unnötig.
Was viele nicht wissen: Ein Abwasch mit der Hand verbraucht mehr Wasser als eine Spülmaschine, die pro Waschgang im Schnitt 15 Liter benötigt. Die Universität in Bonn hat eine Studie durchgeführt, laut der die Spülmaschine durchschnittlich 50 Prozent Wasser und 28 Prozent Strom gegenüber dem Handabwasch einspart. Allerdings: Handabwäscher brauchen keine Spülmaschine, deren Herstellung und Entsorgung ja auch Ressourcen verschlingt.
Energiearm kühlen
Sieben Grad im Kühlschrank reichen laut Verbraucherzentrale. Es gilt: Jedes Grad niedriger macht sechs Prozent Stromverbrauch aus. Deswegen sollten warme Essensreste erst außerhalb des Kühlschranks abkühlen und die Kühlschranktür nicht unnötig offenstehen. „Co2online“ hat berechnet, dass offene Kühlschranktüren acht Euro Strom im Jahr kosten. Ein weiterer Tipp: So viel wie möglich im Kühlschrank lagern. Die Gegenstände speichern die Kälte und geben sie an ihre Umgebung ab. Bei einem Gefrierschrank lohnt es sich, auf die Größe zu achten. Schon 100 Liter mehr Volumen erhöhen den Stromverbrauch um 25 Prozent. Nicht vergessen: Kühlgeräte regelmäßig enteisen, denn sonst fressen sie bis zu 45 Prozent mehr Strom.
Das Auto erleichtern
Laut der Verbraucherzentrale gilt: Unnötiger Ballast, hoher Luftwiderstand, ein zu niedriger Reifendruck und eine schlechte Wartung erhöhen den Kraftstoffverbrauch. Mit Leichtlauf-Motoröl kann der Motor bis zu fünf Prozent Kraftstoff sparen. Eine geringere Geschwindigkeit auf der Autobahn macht sich besonders bemerkbar. Wer 110 statt 140 km/h fährt, spart bis zu zwei Liter Benzin auf 100 Kilometer. Die günstigste Tankzeit? Von 18 bis 20 Uhr.
Sparen beim Putzen
Sogar beim Putzen kommen Sparfüchse auf ihre Kosten. So verbrauchen die sparsamsten Staubsauger rund 400 Watt bei einer Stunde saugen pro Woche. Das macht gut sechs Euro Stromkosten im Jahr aus – während weniger effiziente Staubsauger mit 900 Watt rund 13 Euro Strom kosten. Außerdem spart man durchs richtige Putzen. So verringert etwa ein regelmäßiges Entkalken von Wasserkocher und Kaffeemaschine den Energieverbrauch. Und nur abgestaubte Heizungen können ihre volle Leistung entfalten. Also immer wieder zum Staubwedel greifen.