München – Gesundheit kann man ein Stück weit trainieren – und dabei hat Alois Kern (55) Blut geleckt: Vom fülligen Couch-Hocker entwickelte er sich zum begeisterten Sportler, er joggt vier Mal die Woche. Sein Bauch ist geschrumpft, die Fitness gewachsen und die Freude unermesslich: „Ich kann Treppen steigen, ohne dass ich ins Schwitzen und Schnaufen komme.“ Für ihn ist das alles andere als selbstverständlich.
Als der Lagerist im vergangenen Sommer am Präventionsprojekt „Lauf 10“ teilnahm, um sich in Form zu bringen, wog er 107 Kilo und hatte einen Blutdruck von 180/110. Durchs Laufen und durch Ernährungsumstellungen brachte er den Blutdruckwert runter auf 130/80. Inzwischen benötigt er nur noch ein Drittel der ursprünglich verordneten Menge an Blutdruckmitteln. Auch die überflüssigen Pfunde purzelten. Kern wiegt heute nur noch 95 Kilo – fast zwölf Kilo weniger als vor seiner Teilnahme bei „Lauf 10“. Jetzt hat sich Kern ein neues Ziel gesteckt: Zehn Kilometer in unter einer Stunde zu schaffen. Neues Motto: Mit Vollgas in ein noch gesünderes Leben!
Doch sein Arzt, Prof. Martin Halle, Sportkardiologe an der TU München, warnt: Beim Start in einen aktiveren und gesünderen Alltag ist auch Vorsicht geboten: Wer zu dick und untrainiert ist, sollte sich unbedingt vorab ärztlich durchchecken lassen. „Manche Patienten brauchen zunächst Medikamente, um zu verhindern, dass ihr Blutdruck bei der ungewohnten Belastung durch die Decke geht“, erläutert Halle. Der Hintergrund: Bei fülligen Sportmuffeln kann der Blutdruck schon mal Spitzen von 220 mmHg erreichen, wenn sie sich richtig anstrengen. „Dadurch entsteht ein dramatischer Druck auf die Gefäße beispielsweise im Gehirn oder in der Schlagader“, warnt Halle. Es gibt heutzutage viele erprobte Medikamente, die Herz, Hirn, Gefäße und Nieren effektiv schützen können. Allein in Deutschland schlucken Hypertoniker jährlich über 15 Milliarden Tabletten. „Wir haben verschiedene Arten von Blutdrucksenkern zur Verfügung. In der Regel werden zwei oder drei Medikamente kombiniert. Als Faustregel gilt: Jedes einzelne Mittel senkt den Blutdruck um etwa fünf bis zehn mmHg.“ Häufig verordnete Senker sind Betablocker, ACE-Hemmer und AT1-Blocker bzw. Sartane, Kalziumantagonisten und Diuretika. A. BEEZ