„Wir sind ein Zuhause auf Zeit“

von Redaktion

Seit 25 Jahren finden Eltern im Ronald McDonald Haus in Großhadern Unterschlupf, um ihren schwer kranken Kindern nahe zu sein

München – Es ist der Albtraum aller Eltern. Das Kind schwer krank, dem Tode näher als dem Leben. Wochen oder Monate der Ungewissheit stehen bevor. In dieser Zeit wollen Eltern täglich an der Seite ihres Kindes sein. Das Ronald McDonald Haus in Großhadern bietet diese Möglichkeit. Jetzt feierte das Haus seinen 25. Geburtstag.

Kerstin Kiendl sitzt im Gemeinschaftsraum, hinter ihr spielt ein Vater mit seiner kleinen Tochter. Das Kind ist krebskrank und wird derzeit ambulant in Großhadern behandelt. Die beiden wohnen hier. So ist man zusammen und kann die tägliche Last gemeinsam tragen. Kiendl, 31, ist Psychologin und Leiterin des Ronald McDonald Hauses am Rande des weitläufigen Klinikgeländes. „Unsere Mission ist: Nähe hilft“, sagt die junge Frau in sympathischem Bairisch. Sie stammt aus Neufahrn in Niederbayern. Das Haus sei ein Rückzugs- und Wohlfühlort für Eltern, ein Ort, „wo man Kraft tanken oder sich mit anderen Eltern austauschen kann“.

Dass Kinder im Haus sind, ist eher selten. Meist liegen sie stationär – und meist sind sie schwer herzkrank. Manche warten lange auf ein Spenderherz. Das Klinikum Großhadern ist bekannt für seine Kinderkardiologie, aber auch für die Behandlung von Frühchen, deren Eltern im Haus ebenfalls ein Heim finden.

Großhadern ist nur eines von 22 Häusern der Mc Donald‘s Kinderhilfe Stiftung. In Vogtareuth im Kreis Rosenheim wird gerade Haus Nummer 23 gebaut. In München gibt es noch ein zweites Haus am Deutschen Herzzentrum an der Lazarettstraße. Entstanden ist die Idee 1973 in den USA. Kim, die Tochter des Football-Spielers Fred Hill, erkrankte an Leukämie und Hill fiel auf, dass es für Eltern schwer ist, in der Nähe der Kinder zu sein. Das wollte er ändern. In Ray Kroc, Gründer von McDonald‘s, fand er einen Unterstützer. Kroc verdoppelte jeden Spenden-Dollar. Noch heute ist die Fast-Food-Kette ein wichtiger Unterstützer, aber die Stiftung arbeitet völlig selbstständig.

Jedes Jahr finden 6500 Familien in den deutschen Häusern Unterschlupf, in Großhadern seien es etwa 200 Familien im Jahr, sagt Kiendl. Zwölf Zimmer gibt es, die Belegung liegt in normalen Zeiten bei etwa 90 Prozent. Die Apartments sehen aus wie Hotelzimmer, nur gibt es keinen Service. Jeder kocht selber, jeder putzt selber. „Wir sind kein Hotel, sondern ein Zuhause auf Zeit“, erklärt Kiendl. Und man kann sich nicht einbuchen. Das Klinikum entscheidet, wer ein Zimmer bekommt. Mietkosten entstehen den Eltern nicht. Die Krankenkasse trägt einen Teil, den Rest die Stiftung.

Meist bleiben die Eltern nur Tage, wenige Wochen oder ein paar Monate. Manchmal dauert es auch länger. Kerstin Kiendl erinnert sich an ein Kind, das mit zehn Monaten ins Klinikum kam – und zweieinhalb Jahre bleiben musste. Kiendls Haus wird dann zu einem wirklichen Zuhause. Entsprechend groß ist die Verbundenheit der Eltern zu der Einrichtung. Viele, erzählt Hausherrin Kerstin Kiendl, kämen noch lange zum jährlichen Sommerfest, das heuer nach der Corona-Zwangspause endlich wieder stattfinden kann – am Samstag, 2. Juli. Viele spenden regelmäßig, nicht nur Geld, sondern auch Dinge des Alltags wie Pfannen, Olivenöl oder Kopierpapier. Auch Nachbarn, sagt Kiendl, brächten regelmäßig was vorbei. All das ist willkommen, denn das Haus läuft spendenfinanziert.

Mehr Informationen im Internet: www.mcdonalds-kinderhilfe.org  wha

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