Bergung nach Gletschersturz könnte noch Wochen dauern

von Redaktion

Rettungskräfte in Südtirol suchen mit Drohnen nach Lawinen-Opfern – Bayerischer Fahrzeughalter ermittelt

Canazei – Die Bergung der Vermissten am Marmolata-Gletscher in den Dolomiten ist kompliziert und wird vermutlich noch Tage, vielleicht sogar Wochen dauern. Mehrere Hubschrauber der Bergwacht sowie vier Such-Drohnen waren am zweiten Tag nach der Katastrophe, die bislang sieben Todesopfer und acht Verletzte forderte, im Einsatz. Am Sonntag war ein massiver Gletscherteil abgebrochen, eine Lawine aus Eis und Geröll hatte mehrere Alpinisten verschüttet. Nach fünf Vermissten wird weiterhin gesucht.

Die Drohnen sind mit Wärmebildkameras und Geräten zum Orten von Handysignalen versehen. „Es ist unmöglich, derzeit mit Suchkräften in der Lawine zu operieren“, sagte Walter Cainelli, Chef der Bergwacht der Region Trentino. Zum einen drohen weitere Eismassive abzubrechen und die Rettungskräfte mit sich zu reißen. Andererseits hätten Grabungen in der Lawine derzeit wenig Sinn, weil sich die Masse aus Eis und Gestein so verhärtet habe, dass man nicht einmal mit einem Pickel vordringen könne. „Es wird schwierig sein, die Vermissten zu bergen“, sagte Bergwacht-Chef Cainelli italienischen Medien.

Die Zahl der Vermissten sank gestern von 13 auf fünf. Fünf Alpinisten, die in der Lawine an der Marmolata vermutet wurden, hätten am Dienstag identifiziert werden können, teilten Rettungskräfte mit. Auch die Suche nach Überresten war offenbar erfolgreich. Wie Maurizio Dellantonio, Chef der italienischen Bergrettung mitteilte, wurden am Dienstag mit Drohnen Kleidungsstücke und Leichenteile entdeckt und von Rettungskräften, die sich punktuell von Hubschraubern abseilten, geborgen. „Manche können nicht einmal einem Körperteil zugeordnet werden“, sagte Dellantonio.

„Wir werden nicht aufhören nach den Vermissten zu suchen“, versprach Luca Zaia, Regionspräsident der Region Venetien, den Familien der Angehörigen. Allerdings gehen die Überlebenschancen der Vermissten laut Rettungskräften gegen null, weil die 300 km/h schnelle Lawine aus Eis- und Steinbrocken zerstörerische Wirkung hatte. Laut Staatsanwaltschaft Trento sind DNA-Vergleiche notwendig, um die Opfer zu identifizieren. Wie es heißt, bereitet die italienische Bergwacht für Mittwoch oder Donnerstag eine Bergungsaktion in der Lawine vor. Je nach Wetterlage und Temperatur sollen 20 der besten Retter in zwei Gruppen und mit Suchhunden von Helikoptern abgelassen werden und anhand der Drohnenbilder vor Ort nach den Vermissten oder ihren Überresten suchen.

Die bislang sieben Todesopfer stammen laut Polizei alle aus Italien. Zu ihnen gehört auch Paolo Dani, 52 Jahre alt, ein sehr erfahrener und bekannter Bergführer aus der Provinz Vicenza. Dani führte offenbar eine größere Gruppe von Alpinisten auf den Gipfel. Sein Fiat 500 steht neben zahlreichen anderen Fahrzeugen weiterhin am Fedaia-Pass, von wo der Aufstieg auf die Marmolata beginnt. Daneben parkt auch ein Kleintransporter aus Rumänien sowie ein Dacia mit Kennzeichen aus der Tschechischen Republik. Möglicherweise gehören die Autos weiteren Vermissten. Auch ein Auto mit Kennzeichen aus dem bayerischen Bad Tölz stand dort, sein Halter konnte von der Polizei am Dienstag jedoch ausfindig gemacht werden, er war nicht in das Unglück verwickelt. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

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