Kaltenberg – Als 1980 zum ersten Mal die Stunt-Ritter durch die Kaltenberger Arena galoppierten, war Heinrich Prinz von Bayern noch nicht auf der Welt. Heute ist der Sohn von Bier-Prinz Luitpold Chef der Ritterturnier Kaltenberg Veranstaltungs-GmbH. Im Interview erzählt der 36-jährige Vater eines Sohnes, warum er die Corona-Zeit besonders anstrengend fand, was ihm an seiner Arbeit am meisten Spaß macht und welche Rolle er im Turnier gern übernehmen würde.
Endlich wieder Ritterturnier nach zwei Jahren Pandemiepause – wie ist die Stimmung in Kaltenberg?
Die Lust auf das Kaltenberger Ritterturnier ist riesengroß. Wir sind alle froh, dass es endlich wieder losgeht, die Profis ebenso wie die Laiengruppen, für die zwei Jahre ihr Highlight im Sommer ausgefallen ist. Bei den Gästen ist es ähnlich. Fast alle, die für 2020 Karten im Vorverkauf erworben hatten, haben sie zweimal auf das jeweils nächste Jahr überschreiben lassen.
Wie sind Sie durch die Corona-Zeit gekommen?
Es war für uns eine anstrengende Zeit, da wir nie eine Planungssicherheit hatten. Wir mussten jedoch ständig für den Fall vorbereitet sein, dass es ein Covid-Sommerloch gegeben hätte, in dem Veranstaltungen möglich gewesen wären. Von Seiten der Produktion waren wir daher immer darauf eingerichtet, kurzfristig loszulegen. Wir haben nie aufgehört, an der Show zu arbeiten – das wird man in diesem Jahr auch sehen und spüren können. Unser Personal und die Mitwirkenden haben wir fast vollständig halten können, auch aufgrund der Begeisterung, mit der alle – ob Ritter, Techniker, Dienstleister, Gastronomen oder Laiengruppen – dabei sind. Das gibt der Veranstaltung eine riesige Sicherheit.
Apropos Sicherheit: Vor Kurzem musste das PULS-Festival auf dem Schlossgelände abgebrochen werden, weil kurzfristig Security-Mitarbeiter ausfielen. Wie sichern Sie das Ritterturnier vor solch bösen Überraschungen ab?
Wir arbeiten mit einem anderen Dienstleister zusammen als das PULS-Festival, und zwar schon seit vielen Jahren. Er hat die nötige Erfahrung mit Großveranstaltungen, unter anderem in der Olympiahalle, und er verfügt über einen zuverlässigen Personalstamm. Das Ritterturnier ist bei seinen Mitarbeitern eine beliebte Veranstaltung. Sie haben hier bei uns ihr eigenes Versorgungslager eingerichtet und tauchen das ganze Wochenende mit ein in die Mittelalteratmosphäre.
Von den Mitwirkenden hört man anerkennende Worte darüber, wie sehr Sie sich in die Entwicklung der Show einbringen. Steckt in Ihnen auch ein Autor und Regisseur?
In kleinerem Maße schon. Es macht mir Spaß, an der Geschichte und an der Inszenierung mitzuwirken. Aber ich kann mich nicht nur darauf konzentrieren, da es noch viele andere Dinge gibt, um die ich mich kümmern muss. Wir mieten uns ja nicht irgendwo ein und kaufen eine fertige Show aus Amerika, wie andere es tun, sondern wir betreiben die Veranstaltungsstätte, sind Veranstalter und kümmern uns auch um die Inhalte selbst. Das macht das Kaltenberger Ritterturnier so einzigartig.
Was war zuerst da – Ihr Einstieg ins Ritterturnier oder Ihre Begeisterung fürs Mittelalter?
Das Ritterturnier ist ja viel älter als ich. Als Kind war ich begeistert, dass bei uns im Sommer ein so großes Mittelalterfest mit Markt, Musik und Turnier stattfand. Gleichzeitig fühlte sich das Turnier für mich ganz normal an, eben weil ich damit groß geworden bin. Als ich älter wurde, habe ich immer mehr hinter die Kulissen schauen können und begriffen, wie viel Arbeit und Herzblut man hineinstecken muss, wenn man eine Veranstaltung auf höchstem Niveau abliefern will.
Wenn Sie selbst eine Rolle beim Ritterturnier hätten, welche wäre es?
Wahrscheinlich eine komische. Oder ein fahnenschwingender Statist – das würde ich schon hinbekommen (lacht). Um eine der großen Rollen spielen zu können, müsste man es beruflich machen.
Es gibt Pläne, das Schlossgelände ganzjährig zu bespielen. Was stellen Sie sich konkret vor?
Kaltenberg ist auch außerhalb der Großveranstaltungen ein lohnendes Ausflugsziel. Bei schönem Wetter erleben Kinder auf unserem großen Ritterspielplatz die schönsten Abenteuer. In unserer Ritterschwemme bieten wir besondere gastronomische Erlebnisse, unter anderem mit Musik und Kultur. Eine Besonderheit ist unser Familiengehöft, das aus einer Privatinitiative entstanden ist. Hier kann man sehen und miterleben, wie das Leben um das Jahr 1250 ausgesehen hat, und verschiedene Workshops und Veranstaltungen erleben. Wir haben zudem Ideen für Dauerausstellungen und Manufakturen, verbunden mit Führungen. Und es gibt unser Schloss, das man das ganze Jahr über von außen besichtigen kann.
Interview: Ulrike Osman