HINTERGRUND

Eine Krawallnacht als Fanal der Bewegung

von Redaktion

An diesem Wochenende geht die queere Szene nach zweijähriger Corona-Pause wieder in München auf die Straße. Christopher Street Day – die bunte, queere Parade. Volksfest mit Faschingsstimmung, Feier der Solidarität. Bald schon so ur-münchnerisch wie die Wiesn. Aber – rosa Brille wieder ab – der CSD hat immer auch eine nachdenkliche Seite. Ist nicht nur Party, Dragqueens, Lustbarkeiten. Denn die große Feier der Freiheit entstammt einem langen gesellschaftlichen Kampf eben für diese Freiheit.

Rückblick: In der Nacht vom 28. Juni 1969 feiern rund 200 Menschen im Sto-newall Inn in der Christopher Street im „bunten“ New Yorker Viertel Greenwich Village. Schwulenfeindlichkeit ist gesellschaftlich noch fest verankert: Sogar der Verkauf von Alkohol an Homosexuelle ist illegal, für sie besteht Tanzverbot! Frauen dürfen nur Hosen tragen, wenn sie außerdem mindestens drei „weibliche Kleidungsstücke“ anhaben. Die Polizei kontrolliert willkürlich in Szenelokalen.

An jenem Abend wird eine lesbische Frau abgeführt, im Handgemenge mit einem Schlagstock traktiert. Doch an diesem Abend ist alles anders: Die Feiernden leisten Widerstand. Plötzlich sieht sich die Polizei von 600 Menschen be-drängt. Die Polizisten verbarrikadieren sich in der Kneipe, doch die wird gestürmt. Eine wüste Straßen-schlacht tobt bis in die frühen Morgenstunden, später berühmt geworden als der „Stonewall-Inn-Aufstand“.

Unterdrückung, Ausgrenzung und staatliche Willkür – dagegen entlud sich an diesem Abend offener Protest. Während die Unruhen damals bis zum frühen Morgen dauerten, blieb das neue Selbstbewusstsein bis heute. Die Geschehnisse waren der Urknall für eine internationale Bewegung. Zum ersten Jahrestag der Krawalle zogen etwa 4000 Homosexuelle durch New York und forderten Gleichberechtigung – damit war der Christopher Street Day geboren. International gefeiert, als weltweites Zeichen der Solidarität! lmb/ome

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