„Es macht dich auf Dauer grau“

von Redaktion

„Der Start war ein bisschen holprig“, sagt Johannes Häußer (29), Friseur aus Rothenburg ob der Tauber. Vor 14 Jahren ermunterte ihn seine beste Freundin, selbst lesbisch, mal „über alles“ zu reden. Und raus war’s. Mit 16 lernte er seinen ersten Freund kennen. „Und weil das eine ernste Beziehung war, wollte ich das nicht vor der Familie verheimlichen.“ Seine Schwester hatte eh schon lange was geahnt. Und die Mama überrumpelte er in der Mittagspause. „Ach so ist das also“, war die Reaktion, gefolgt von einem: „Egal was ist, ich werde immer hinter dir stehen.“

Ein bisschen zum Eiertanz wurde es beim Vater. „Anfangs versuchte er mich noch umzustellen“ – mit Sätzen wie: „Na, willst du es nicht doch mal mit Frauen versuchen?“ Erst als Hannes ganz klarmachte, dass er seinen Weg mit oder ohne Unterstützung gehen werde, „da hat es auch bei ihm Klick gemacht“.

Beim ersten Weinfest kam sein Freund mit. Nach etwas verklemmter Anfangsstimmung und ein paar Gläsern Wein war das Eis gebrochen. Heute sagt Hannes: „Ich denke, es war in Ordnung so. Du selbst bist ja schon eine Weile mit der Sache beschäftigt, da kann man nicht erwarten, dass jemand anderes das sofort toll findet und gleich 100 Prozent dahintersteht.“ Er könne jeden nur ermutigen, den Schritt zu gehen. „Es macht dich auf Dauer grau.“

Seit zehn Jahren ist er mit Martin zusammen, vergangene Woche haben sie geheiratet. Die ganze Familie war da. „Bei der Hochzeit standen die ganzen angeblich so konservativen Vereine Spalier“, sagt Hannes. „Die meisten Leute sind heute aufgeklärt und unterstützen dich. Die Gesellschaft ist sehr gut geworden.“

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