Eher traumatisch war der Weg für Patrick Spyra (31) aus Unterfranken. „Ich muss dazu sagen, dass meine Familie aus Polen stammt.“ Deswegen war Homosexualität generell ein schwieriges Thema bei ihm zu Hause. Wenn im Fernsehen irgendwas in der Richtung lief, kamen schon „doofe Sprüche“ vom Vater, erinnert sich Patrick. Für ein entspanntes Coming-out also ungünstige Bedingungen. Und in der Tat: „Als ich zum ersten Mal offen darüber gesprochen habe, dass ich mit meinem ersten Freund zusammen bin, wollten meine Leute so gar nichts davon wissen.“
Es folgte eine heftige Phase. Die Eltern blockten ab. Patrick solle sich behandeln lassen, in eine Klinik gehen. „Irgendwann haben sie meiner kleinen Schwester, die mir sonst immer am Rockzipfel hing, verboten, mit mir und meinem Freund wegzugehen.“ Das war 2012, Patrick war damals 21. „Da habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen.“ Zu Marcel, den er auf einem Feuerwehrfest kennengelernt hatte.
Danach hat Patrick es quasi amtlich gemacht: „Ich habe Briefe aufgesetzt an die ganze Familie. Alles geschildert.“ Die Tante fungierte als Vermittlerin zu den Eltern. „Sie brauchten einfach Zeit, wollten sich wohl nicht eingestehen, dass sie damit zu kämpfen hatten.“ Im Nachgang seien alle schlauer. „Das war ja nicht nur für meine Familie, sondern auch für mich ein Prozess, den ich da durchlaufen habe.“ Beim Familientreffen nahm Patrick dann die polnische Oma beiseite. Ein, zwei Schnäpse später meinte die nur: „Ja und weiter? Ich lebe zwar in Polen, aber nicht hinter dem Mond. Solange du keine Drogen nimmst, Junge!“
Das alles ist zehn Jahre her. „Wenn man sich jetzt meine Familie anschaut, dann sind das komplett andere Menschen“, sagt Patrick. Seit drei Jahren sind er und Marcel –der wie Patrick bei der Polizei arbeitet – verheiratet und haben sogar zwei Pflegekinder, ein Mädchen (4) und einen Bub (2). Das ging durchs ganze Dorf wie ein Lauffeuer. „Aber im allerpositivsten Sinn. Wir wurden mit Geschenken überhäuft und die Kindergärten reißen sich um uns. Alle fanden es cool, dass wir zwei Pflegekindern ein Zuhause schenken.“
Heute sei das Thema Coming-out in der Gesellschaft einfach schon bekannter als vor zehn Jahren, sagt Patrick. Filme wie „Lost Diamond“ haben es breit thematisiert. „Viele junge Homosexuelle sehen es daher nicht mehr als so ein großes Ding.“ Eine eigene Familie zum Beispiel sei trotzdem möglich, sagt Patrick. „Das Leben ist nicht vorbei. Man kann trotzdem alles erreichen.“