HINTERGRUND

Die Koffer-Odyssee der Familie Leister

von Redaktion

In zwei Wochen geht es für Familie Leister wieder in den Flieger. Doch sie haben beschlossen: In diesem Sommer reisen sie nur noch mit Handgepäck. „Wir behalten alles bei uns“, sagt Sven Leister. „Den Ärger wollen wir uns ersparen.“

Der Ärger, von dem Sven Leister spricht, fing vor vier Wochen mit dem Rückflug aus Miami an. Am 19. Juni wollten Katja und Sven Leister aus Rudelzhausen im Kreis Freising mit ihren beiden Kindern aus den USA zurück nach Bayern fliegen. Doch wegen einer siebenstündigen Verspätung wurde aus einem kurzen Zwischenstopp in Warschau kurzfristig eine Übernachtung. Über Hamburg ging es erst am nächsten Tag zurück ins Erdinger Moos. Endlich zu Hause – allerdings ohne Gepäck, denn die beiden Koffer der Familie blieben verschollen.

Da begann die Odyssee erst so richtig. Eine Woche lang hingen die Leisters täglich für mehrere Stunden in der Warteschleife der Lufthansa fest. Ergebnis: Das Gepäck ist nicht verloren gegangen, aber die Airline kommt mit der Aufarbeitung der Fälle nicht nach.

Vor drei Wochen stoßen die Leisters auf einen Bericht unserer Zeitung über das Koffer-Chaos am Flughafen – und trauen ihren Augen kaum. Mitten auf dem Foto zu dem Bericht: einer ihrer beiden Koffer (wir berichteten). Nur: Laut dem Gepäckverfolgungsservice der Lufthansa war das Gepäck der Leisters noch immer in Hamburg. Laut der Plattform „WorldTracer“, der die meisten Airlines ihre Gepäckinformationen ebenfalls melden, waren die Koffer hingegen bereits in München, wie auch das Zeitungsfoto bewies. „Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um wieder an unsere Koffer zu kommen“, erzählt Sven Leister. Ohne Erfolg. Am Ende fuhr der 55-Jährige vergangene Woche selbst zum Flughafen – als Vielflieger wusste er, wo er den zuständigen Dienstleister findet, den WorldTracer-Nachweis brachte er mit. „Da war dann ein etwas überforderter Mitarbeiter, der sagte, er müsse wohl im Lager nachsehen. Und da habe ich gesagt: ,Da nehmen Sie mich jetzt gleich mit.‘“ Unkonventionell, aber erfolgreich. So kam das Gepäck der Leisters nach fast vier Wochen wieder zurück nach Hause. Nur im Nachverfolgungssystem der Lufthansa nicht. Da, sagt Leister, ist der Koffer immer noch in Hamburg. dg

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