Geglückter Urlaubsstart am Flughafen

von Redaktion

VON REBECCA HABTEMARIAM

München – Personalmangel und der Lufthansa-Streik am Mittwoch mit über 300 abgesagten Flügen: Lutz Hübner war gewarnt. Schon fünf Stunden früher, um 7.30 Uhr, ist der Münchner deshalb am Samstag zum Flughafen im Erdinger Moos gekommen, um einen zeitlichen Puffer zu haben. Jetzt ist es 10 Uhr, und Hübner wirkt entspannt. Er ist Pfadfinder und will nach Bolivien. Dort hat er vor 20 Jahren ein Waisenhaus gegründet. Zum Jubiläum treffe er sich mit einer internationalen Pfadfindergruppe in der Hauptstadt La Paz, erzählt der Mann mit dem mächtigen weißen Vollbart. Lange Wartezeiten sei er aus Bolivien gewohnt, sagt er. „Die bolivianische Stunde dauert 90 Minuten!“ Ob es die Koffer auch alle schaffen werden? „Die müssen ankommen“, betont der Pfadfinder. Für eine Gepäck-Schnitzeljagd ist auf der vierwöchigen Rucksackreise keine Zeit.

Bis auf kleinere Probleme mit dem Rückflugticket (das Gepäck war im System nicht verbucht worden) und plötzliche Ohrenschmerzen eines mitreisenden Pfadfinders läuft es ganz gut für Hübner am Terminal 2 der Lufthansa. Insgesamt verläuft der Ferienstart ziemlich rund. Das liegt auch daran, dass der Flughafen sich für die Ferienwochenenden Personal von der Aicher Ambulanz geholt hat, das den Passagieren bei der Orientierung hilft, aber auch Wasser und Riegel verteilt. Zusätzlich hat der Flughafen die Arbeitsschichten Richtung Wochenende verstärkt, damit es zu keinen Überlastungen kommt.

Flughafensprecher Edgar Engert ist mit der Lage am Startwochenende „rundum zufrieden“, wie er sagt. Rund 800 Starts und Landungen gab es am Samstag, ebenso viele am Sonntag. 40 000 sollen es im Laufe der Sommerferien werden – mehr als doppelt so viele wie vergangenes Jahr. Am Freitag und Samstag wurden jeweils rund 113 000 Passagiere abgefertigt.

Eva Eder ist ebenfalls zufrieden. „Es läuft gerade überraschend gut“, sagt die Augsburgerin. Auch sie ist aus Sorge vor dem Chaos früher da. Es ist 11 Uhr, ihr Flug geht erst um 15.30 Uhr. Mit ihrer Familie will Eva Eder frühzeitig die Koffer Richtung Vancouver aufgeben. Von dort will die Familie mit dem Kreuzfahrtschiff nach Alaska, dann nach Arizona, anschließend in den Yellowstone-Nationalpark in Wyoming. Ein Flughafenmitarbeiter drückt für die Familie die Knöpfe des Self-Check-In-Automaten. Alles läuft problemlos.

Selbst der gefürchtete Sicherheitscheck, bei dem Passagiere in ganz Deutschland zuletzt im Stau standen, flutscht. Null bis drei Minuten Wartezeit sind es gerade. Aber ganz so schnell geht es auch heute nicht immer. „Vorhin ging die Schlange von hier bis zum Sicherheits-check“, sagt ein Flughafenmitarbeiter und zeigt an das Ende der langen Halle. „Zu den Flughochzeiten, zum Beispiel um 12 Uhr, ist hier alles wieder voll.” Das sei jedoch nichts Ungewöhnliches, sagt Flughafensprecher Engert.

Ein Stockwerk tiefer sieht es sehr voll aus: Um zehn Uhr sollten die Schalter öffnen – über eine Stunde später steht die Schlange immer noch dort. „Sie haben gesagt, dass wir so früh wie möglich da sein sollen, weshalb ich schon um neun Uhr hier war“, erzählt Werner Schlesinger. Er fliegt selbst nicht, hat aber seinen Sohn für eine Reise nach Bangkok zum Flughafen gebracht. „Gestresst sein bringt jetzt nichts, aber für den Parkplatz hier muss ich sechs Euro die Stunde zahlen. Wenn ich hier endlich mal rauskomme, habe ich wahrscheinlich eine Rechnung von über 30 Euro!“, klagt Schlesinger, während er das Handgepäck hütet.

Seitdem zuletzt hunderte Passagiere vergeblich auf ihr Gepäck warteten, ist die To-Go-Tasche voll im Trend. Auch David und Stephanie Krug haben besonders darauf geachtet, was sie alles in dem kleinen Gepäckstück mit in den Flieger nehmen. „Zahnpasta, die wichtigsten Medikamente, alles dabei“, zählt David Krug auf. „Klamotten kann man ja vor Ort kaufen.“ Für das Tegernseer Ehepaar geht es mit Tochter Josephine (4) nach Los Angeles. Dass das Gepäck woanders landet, glaubt David Krug aber nicht. „Erfahrungsgemäß gibt es bei Direktflügen keine Probleme mit dem Gepäck.“

Auch das Ingenieur-Paar Kudielka ist deutlich früher da, „damit bloß nichts schief geht“, wie Guido Kudielka sagt. Fünf Stunden sind es noch bis zum Abflug. „Also eigentlich genug Zeit“, sagt der 44-Jährige. „Wir fliegen für zwei Wochen auf Jersey, eine Insel im Ärmelkanal. Da wir aus Stuttgart kommen und der Direktflug aus München geht, sind wir mit der Bahn angereist. Da man bei der auch nie weiß, ob sie pünktlich ist, haben wir ein paar Stunden mehr eingeplant.“

So gut das Wochenende läuft, die Gesamtstimmung am Flughafen sei durchaus angespannt, erzählt Maximilian Breitfeld. Der 23-Jährige ist am Flughafen Verkäufer bei „Surf and Turf“ und kommt mit verschiedensten Personen ins Gespräch, auch Lufthansa-Mitarbeitern. „Die Langstreckenflieger sind eigentlich sehr entspannt. Aber diejenigen, die viel auf Kurzstrecken unterwegs sind, sind gestresst, weil ständig ihre Flüge ausfallen. Der Personalmangel stellt für sie ein großes Problem dar.“

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