Ebersberg – Die Lebensmittelpreise steigen spürbar. Höhere Transportkosten, höhere Düngerpreise. Ein Ende der Teuerung ist noch nicht in Sicht. Brigitta (81) und Werner Geis (83) aus Ebersberg können das aber gut abfedern. Sie haben das Glück, einen großen Garten zu haben – und sie nutzen ihn auch. Seit vielen Jahren sind sie bei grünen Lebensmitteln Selbstversorger. Sie brauchen keinen Dünger und keinen Diesel für den Transport. Fast alles, was sie brauchen, wächst in ihrem eigenen Garten unterhalb ihres Wohnhauses.
„Wir sind autark“ sagt Werner Geis. „Wir haben neun Komposthaufen.“ Da braucht es keinen zusätzlichen Dünger für Salat, Zucchini, Kohlrabi oder Zwiebeln. Der Rentner sitzt in der Küche, puhlt Erbsen und bleibt zusammen mit seiner Frau durch Gartenarbeit fit. Und das, obwohl er erst an der Schulter operiert wurde. „Er arbeitet schon wieder, als wenn nichts wäre“, sagt seine Frau bewundernd.
Ganz verschont von negativen Einflüssen bleiben aber auch die zwei erfolgreichen Hobbygärtner nicht. Es gibt eine Schneckenplage in ihren Kulturen. Weil die beiden kein Schneckenkorn verwenden wollen, kommen alte Hausmittel zum Einsatz. Rund um die Beete werden Tannennadeln, zerstoßene Eierschalen und Kaffeesatz verteilt, der gleichzeitig als Dünger dient.
Selbst die geschicktesten Selbstversorger sind vom Wetter abhängig. Nach dem Hagelunwetter, dass im vergangenen Jahr über Ebersberg niederging, war im Garten der Familie Geis alles kaputt. „Da standen nur noch die Stängel“, berichtet Brigitta. Das Paar musste auf eingemachtes Gemüse ausweichen. Gekauft werden musste trotzdem nichts. „Heuer wächst alles sehr gut“, berichtet die 81-Jährige. „Man darf sich nur nicht einschüchtern lassen.“
Was zu viel ist, wird mit den Nachbarn getauscht. Dabei ergibt sich auch immer mal ein nettes Gespräch. Im Garten der Familie Geis gibt es alles, was im Frischeregal eines Supermarktes zu finden ist. „Wir haben Kartoffeln, Mangold, viele Bohnen, Sellerie, Porree – also Gemüse in jede Richtung.“ Gerade hat das Ehepaar Stachelbeeren geerntet und ein Gelee daraus gemacht. Vitamine für den Winter. Auch alle Kräuter, die in der bayerischen Küche Verwendung finden, wachsen im Selbstversorgerparadies der Familie Geis.
Der Anbau von eigenem Gemüse macht sich auch im Geldbeutel des Rentnerehepaares deutlich bemerkbar. „Da sparst du dir einen Haufen Geld“, sagt der ehemalige Polizist. Gewirtschaftet wird im Kreislauf. Gartenabfälle kommen auf jeweils einen der neun Komposthaufen. „Die muss man umwerfen, das ist schwere Arbeit“, sagt Brigitta.
Inzwischen hat auch Enkel Leopold (13) Freude an der Gartenarbeit. „Er geht mit dem Trimmer zwischen den Beeten durch“, berichtet Brigitta. Auch die Preiserhöhungen bei der Energie machen dem Rentnerpaar wenig aus. Im Gewächshaus wird nicht geheizt. MICHAEL SEEHOLZER