Mit Photovoltaik so viel Leistung wie zwei Atomkraftwerke

von Redaktion

Wildpoldsried – Photovoltaik auf privaten Dächern ist beliebt. Doch nicht immer wird der Strom gebraucht, wenn die Sonne scheint. Die Lösung: Stromspeicher. Ein wichtiger Anbieter ist die „Sonnen GmbH“, der mit Abstand wichtigste Arbeitgeber in Wildpoldsried: „Wir beschäftigen rund 400 Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Oliver Koch. Am Ortsrand von Wildpoldsried befindet sich seit Herbst 2021 eine der größten Stromspeicherfabriken Europas: „Wir haben unsere Kapazitäten zum Glück erweitert, bevor die Anfragen im Frühjahr durch die Decke gegangen sind – deshalb können wir relativ zuverlässig weiterproduzieren“, so Koch.

Das Besondere an den Speichern der Firma ist ihre Intelligenz. „Wenn die Kunden wollen, können sie ihren mit anderen Speichern vernetzen“, sagt der Sonnen-Chef. So entstehe ein „virtuelles Kraftwerk“ – was bedeutet, dass die vielen kleinen Speicher synchron ein- oder ausspeichern, je nach Marktlage: Netzbetreiber können damit Schwankungen im Stromnetz abfedern. Außerdem lässt sich der Zeitpunkt verschieben, zu dem der Sonnenstrom ins Netz gelangt.

.„Blickt man an die Strombörsen, fallen die Preise mittags, wo viel Sonne scheint“, sagt Koch. „Gleichzeitig ist der Strom abends teurer, wo die Menschen ihn im Zweifel kaufen müssen, weil ihre Solaranlage dann nicht liefert.“

Die Lösung: „Wer in unser System einspeist, bekommt eine gewisse Zahl Frei-Kilowattstunden, die er nutzen kann, wenn die Sonne nicht scheint. Zusätzlich gibt es eine jährliche Gewinnbeteiligung am virtuellen Kraftwerk.“ Der Gewinn wird bei den Netzbetreibern oder an der Strombörse erwirtschaftet, wo die Photovoltaik-Besitzer über die Sonnen GmbH gemeinsam als Händler auftreten: „Wir wissen, dass unsere Kunden etwa ihr E-Auto unbedingt mit ihrem eigenen Strom laden wollen. Die Überschüsse werden im Netz aber oft nicht gebraucht – deshalb sinken die Preise.“ Diese Schwankungen nehmen mit einem steigenden Anteil von Wind- und Sonnenstrom zu.

„Mit unseren Speichern bringen wir den Strom ins Netz, wenn er gebraucht wird – und verdienen für unsere Kunden Geld“, sagt Koch. Geld, das normalerweise die Betreiber von fossilen Kraftwerken bekommen, weil sie bei Bedarf einspeisen können. Nun haben sie die Sonnen GmbH als Konkurrenz. „Wir haben laut Branchenverband schon jetzt rund zwei Gigawatt Leistung am Netz – so viel wie zwei Atomkraftwerke“, sagt Oliver Koch. MATTHIAS SCHNEIDER

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