München – Die Nationalhymne ist nicht das einzige Werk von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, das heute noch gesungen wird. Der Professor dichtete neben dem „Lied der Deutschen“ auch hunderte Kinderlieder, darunter Klassiker wie „Alle Vögel sind schon da“, „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Über seine wirkliche politische Haltung wird bis heute heftig debattiert.
August Heinrich Hoffmann wurde 1798, gegen Ende der Französischen Revolution, in Fallersleben bei Wolfsburg geboren – Deutschland war damals ein Flickenteppich aus Königreichen und Fürstentümern. Schon in jungen Jahren träumte er von einem Ende der Kleinstaaterei, einem Deutschen Vaterland.
Hoffmann von Fallersleben legte eine steile akademische Karriere hin: Seine ersten Gedichte schrieb er als Jugendlicher, in Bonn studierte er Germanistik und deutsche Philologie. Zu seinen Dozenten zählten Jacob Grimm und Ernst Moritz Arndt. Erst als er mit 23 Jahren seine Gedichtsammlung „Lieder und Romanzen“ veröffentlichte, legte er sich den Beinamen „von Fallersleben“ zu – damit wollte der Student Verwechslungen vermeiden. Nach seinem Studium ging er nach Berlin, um Bibliothekar zu werden. Später wurde er dann Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universitätsbibliothek Breslau.
Hoffmann von Fallersleben arbeitete gerade mal sieben Jahre als Professor, da endete seine Karriere wieder. Seine Gedichtsammlung „Unpolitische Lieder“, die alles andere als unpolitisch war, stieß bei der preußischen Regierung auf harte Kritik: Der Dichter warb darin für ein einheitliches Deutschland und kritisierte die politischen Zustände. Dabei vertrat er aber nicht nur eine liberale Haltung, sondern vor allem auch eine nationalistische. In seinen Gedichten forderte er etwa, dass „Fremde ganz verbannt“ werden sollten. Viele Werke waren zudem antisemitisch geprägt. Über das Volk Israel schrieb er: „Du raubtest unter unseren Füßen uns unser deutsches Vaterland“. Auch sein Franzosenhass ist überliefert; „… und lässt uns nur den Hass übrig, den Hass gegen dies verworfene Franzosengeschlecht, diese Scheusale der Menschheit, diese tollen Hunde“, heißt es in einem seiner Briefe. Allerdings ist das vor dem Hintergrund des ständigen Konflikts mit Frankreich zu sehen, der im deutsch-französischen Krieg (1870/71) gipfelte.
1842 wurde er entlassen, sein Gedichtband verboten – ein Jahr später entzog ihm die Regierung sogar die Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Daraufhin irrte er jahrelang quer durch die deutschen Lande, kam immer wieder bei Freunden unter. 39 Mal wurde er ausgewiesen – drei Mal aus seiner eigenen Heimatstadt Fallersleben. Erst nach der Märzrevolution im Jahr 1848 durfte er dank eines Amnestiegesetzes ins Rheinland zurückkehren. kab