HINTERGRUND

Der neue Botschafter: Nur im Ton dezenter

von Redaktion

Noch ist Oleksij Makejew so etwas wie das Gegenteil seines Vorgängers. Wenn der ukrainische Diplomat Mitte Oktober seinen Posten als Botschafter in Berlin antritt, wird die breite Öffentlichkeit über ihn nicht viel mehr wissen als seinen Namen. Das ist in dieser Position nicht ungewöhnlich, fällt im konkreten Fall aber auf, weil Makejew der Nachfolger von Andrij Melnyk ist. Der wiederum hat es mit seiner wenig diplomatischen, oft provokanten Kritik an der Bundesregierung zu einer Art Ruhm gebracht, die nicht immer nur zu seinem Vorteil war.

Makejew wird also unter besonderer Beobachtung stehen. Sein Werdegang lässt erwarten, dass er im Ton vielleicht dezenter auftreten wird, in der Sache jedoch ähnlich standhaft wie Melnyk. Aktuell ist er im Außenministerium seines Landes tätig, als Sonderbeauftragter für Sanktionspolitik. Makejew, Jahrgang 1975, steht in dieser Funktion in enger Verbindung zur EU und den G7-Staaten und wirbt gegenüber Verbündeten dafür, möglichst weitreichende Maßnahmen zu verhängen. Er brachte Medienberichten zufolge ein Register auf den Weg, das Unternehmen und Behörden anzeigt, wenn ein potenzieller Geschäftspartner Ziel ukrainischer oder internationaler Sanktionen ist.

Makejew, der in Kiew internationale Beziehungen studierte und bereits mit 21 Jahren in den diplomatischen Dienst eintrat, sammelte Erfahrungen an den Botschaften in Bern und Berlin und spricht fließend Deutsch. Später bekleidete er einen Direktorenposten in der politischen Abteilung im Kiewer Außenministerium. Dort arbeitete er eng mit dem damaligen Ressortchef Pawlo Klimkin zusammen, der wiederum zuvor Botschafter in Berlin gewesen war und sein Amt an Andrij Melnyk übergab.

Der Posten in Berlin erweist sich auch diesmal als Sprungbrett. Auch wenn sein offensives Auftreten Melnyk nicht immer Zustimmung eingebracht hat und ein klärendes Gespräch mit dem von ihm schwer kritisierten Olaf Scholz („beleidigte Leberwurst“) noch immer aussteht, soll er in Kiew angeblich das Amt als einer von mehreren Vize-Außenministern bekleiden.

Auf seinen Nachfolger warte eine „Herkulesaufgabe“, sagt Melnyk. Für Makejew werde es darum gehen, schnellstmöglich als Repräsentant seines Landes akzeptiert zu werden: „Also nett und freundlich sein, um neue Sympathien für die Ukraine zu gewinnen, gerade angesichts der Kriegsmüdigkeit.“ Gleichzeitig müsse der neue Mann „auch unbequem und kantig sein und die träge deutsche Politelite immer wieder herausfordern“. Man dürfte von Oleksij Makejew schon bald hören. MARC BEYER

Artikel 2 von 4