Diese Challenges geistern durchs Netz

von Redaktion

Von lustig bis lebensgefährlich: Wie die eiskalte Dusche und die Horror-Figur „Momo“ zu Internet-Trends wurden

München – Ein kreativer Hashtag, also ein gut auffindbares Schlagwort, und schon schlagen die sogenannten Challenges Wellen in den sozialen Netzwerken. Dabei sind Mutproben beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Aber durch soziale Medien wie Facebook, Instagram, TikTok und Co. verbreiten sie sich innerhalb von Stunden und Tagen – vor allem unter Jugendlichen. Das kann lustig sein und sogar einem guten Zweck dienen. Manche Mutproben sind aber einfach nur gefährlich.

Nicht nur bei der „Blackout Challenge“, bei der sich Kinder und Jugendliche selbst würgen oder die Luft abschnüren. Der Brite Archie Batersbee, ein zwölfjähriger Bub, soll vor Kurzem an den Folgen der Mutproben gestorben sein. Berichten zufolge fiel er nach der Aktion ins Koma und wachte nicht mehr auf. Aus den USA sind ähnliche Fälle bekannt.

Auch bei der „Benadryl Challenge“ ist eine Jugendliche ums Leben gekommen. Benadryl ist eigentlich ein harmloses Antiallergikum, das aber in großen Mengen zu Halluzinationen führen kann. Genau das soll man bei diesem Trend ausprobieren. Eine 15-jährige US-Amerikanerin kam jedoch durch eine Überdosis ums Leben.

Außerdem gibt es die Unterkategorie der sogenannten Hoax-Challenges, wie beispielsweise Online-Kettenbriefe. Manche richten sich speziell an Kinder und Jugendliche. Einer der bekanntesten Fälle ist „Momo“: Eine Gruselfigur, die Kinder dazu bringt, Aufgaben zu erfüllen, die oft selbstverletzend sind. Die Figur droht, die Kinder nachts zu besuchen, wenn die Aufgaben nicht erfüllt werden. Die Münchner Polizei warnte im Frühjahr 2019 vor „Momo“, nachdem eine 13-jährige Schülerin aus Moosach versucht hatte, sich wegen der Horror-Figur mit einer Überdosis Schmerzmittel das Leben zu nehmen. Ärzte konnten das Mädchen retten.

Die meisten Challenges sind zwar nicht tödlich – können aber trotzdem gefährlich sein. So zum Beispiel die „Tide Pod Challenge“: Sie brachte Jugendliche dazu, Kapseln mit flüssigem Waschmittel zu essen. Da Waschmittel giftig ist, landeten hunderte Kinder im Krankenhaus. Auch bei der „Milk Crate Challenge“ gab es Verletzte. Bei diesem Trend haben die Teilnehmer Getränkekästen zu großen Pyramiden aufgebaut. Diese sollte man dann so schnell wie möglich hoch und wieder runterlaufen, bevor das Konstrukt in sich zusammenbricht. Das hat nicht jeder geschafft – schmerzhafte Stürze waren die Folge.

Scheinbar harmloser geht es bei der „Cinnamon Challenge“ zu: Hier werden Teilnehmer dazu aufgerufen, einen Löffel Zimt runterzuschlucken. Das klappt meistens nicht und führt zu oft zu braun gefärbten Hustenanfällen. Selten kann es auch zu Atemproblemen oder einem Asthmaanfall kommen.

Es geht aber auch ohne Gefahr. Zu den risikofreien Trends gehörte die „Mannequin Challenge“, bei der Alltagssituationen gefilmt wurden und plötzlich alle Teilnehmer zu Statuen erstarren mussten. Tatsächlich drehen sich ein Großteil der Challenges um ungefährliche Dinge wie Fitnessübungen, Tanzchoreografien oder Geschicklichkeitsaufgaben.

Bei Trends wie der „Ice Bucket Challenge“ ging es sogar um einen guten Zweck. Um auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam zu machen, hatten sich im Sommer 2014 Tausende Teilnehmer mit einem Eimer Eiswasser überschüttet und anschließend andere nominiert. Wer auf die Eisdusche verzichten wollte, musste 100 Dollar an die US-amerikanische ALS Association spenden – Prominente taten öffentlichkeitswirksam gleich beides. Auch deutsche ALS-Organisationen haben davon profitiert und mehrere Millionen Euro an Spenden erhalten. REBECCA HABTEMARIAM

Artikel 2 von 4