Männersache? Von wegen!

von Redaktion

Zusmarshausen – Mit der Motorsäge hat Antonia Hegele noch nie hantiert – bis ihre Ausbildung zur Forstwirtin beginnt. „Warum nicht auch als Frau mit schwerem Gerät arbeiten?“, hat sie sich 2014 nach der Schule gedacht, ein Praktikum gemacht und ihren Weg nie bereut. Frauen können nicht nur „Schickimicki“, sagt die heute 25-Jährige, „sie können wie Männer arbeiten.“ Klar, einen Baumstamm wenden, um die Äste zu entfernen, fällt ihr schwerer als einem 90-Kilo-Mannsbild. „Aber ich bin trainiert, den Rest machen Maschinen.“

Ihr Fallbeil steuert Hegele etwa per Funk aus zehn Metern Entfernung. „Da passiert die Arbeit im Kopf“, sagt sie und fällt den Baumstamm auf den Zentimeter genau. Das Geschäft mit dem Wald, aber auch all ihr Wissen über Umwelt und Naturschutz hat Hegele im Fortbetrieb Zusmarshausen (Kreis Augsburg) gelernt. Bis heute arbeitet sie dort als Forstwirtin – und ist seit Kurzem Bayerns erste Forstwirtschafsmeisterin.

„Eines war immer klar: Ich wollte nie in einem Büro arbeiten“, erzählt sie. „Ich war immer handwerklich begeistert und gerne draußen.“ Heute ist der Wald ihre Welt. Mit der Motorsäge hantiert die 25-Jährige jeden Tag – inzwischen schnitzt sie in ihrer Freizeit damit sogar Holzskulpturen.

Im Dienst pflanzt und fällt sie bei Wind und Wetter die Bäume im bayerischen Staatsforst. Sie vermisst die Fläche und gibt Arbeitern an Harvester und Greifarm Anweisungen. In ihrer „Rotte“, dem Team, sind nur Männer. Trotzdem: „Dumme Sprüche, weil ich eine Frau bin, hat es noch nie gegeben. Ich musste mich aber durch Fleiß und Fachwissen beweisen.“

Stahlkappenschuhe, Helm und Schutzhandschuhe – so fühlt sie sich wohl. Fesch macht sie sich als frisch gekürte Waldkönigin. Brauner Rock, silberne Schürze und ein grünes Oberteil: In den Farben des Waldes repräsentiert sie so den Bayerischen Verband der Waldbesitzer. Und wenn die 25-Jährige mal durchatmen muss, läuft sie durch ihr eigenes Stückchen Wald: 1,2 Hektar pure Leidenschaft. CORNELIA SCHRAMM

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